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Sie öffnete die Augen.
- Ja, ein Fluch.- Wie kommen Sie darauf?
Ludwig erzählte ihr von seinem Großvater, von der Frau in dem Dorf, von ihren Verbrennungen und von dem Schuss, den sein Großvater abgab. Er berichtete ihr von den Konsequenzen, die sich aus diesem schicksalhaften Treffen ergeben hatten. Madame Laluna hörte aufmerksam zu, legte ein paar Mal ihre Stirn in Falten und hielt die ganze Zeit Ludwigs Hände umschlossen. Als Ludwig seinen Monolog beendet hatte, pustete sie aus und schüttelte langsam den Kopf.
- - Unglaublich. Sie armer Mensch.
Das wollte man grundsätzlich nicht hören, schon gar nicht von einer Wahrsagerin.
Bevor er Renate sein Vorhaben erklärte, besuchte er seinen Großvater. Er kniete nieder und legte seine rechte Hand auf die Inschrift auf der in der Erde eingelassenen Steinplatte. Ludwig entfernte etwas Moos vom Rand der Steinplatte und sah vor seinem geistigen Auge seinen Großvater, wie er in seinem Rollstuhl auf der Veranda vor Ludwigs Elternhaus saß und den vorbeifahrenden Autos zuwinkte. Für seinen Großvater hatte Ludwig sein Zimmer geräumt und war auf den ausgebauten Dachstuhl gezogen. Im Sommer war es zu heiß und im Winter zu kalt. Aufrechtes Stehen war sogar für Ludwig ein Ding der Unmöglichkeit. Großvater sprach wenig und wenn, dann von der verfluchten Hexe. Er war eine Belastung für die Familie. Die Nerven lagen blank. Großvater brauchte die Fürsorge eines Kleinkindes. Er vergaß auf die Toilette zu gehen, sowohl am Tag als auch in der Nacht und auch die Tischmanieren erinnerten sehr an die eines Babys. Manchmal erzählte er Ludwig von Phantomschmerzen in seinen gelähmten Beinen. Ludwig konnte es nicht glauben, erst Jahre später, als ihn der fahrlässige Umgang mit einem scharfen Zimmermannshobel, das erste Glied des Ringfingers der linken Hand kostete, erfuhr er, wie real ein Phantomschmerz sein konnte und wie hemmungslos wirtschaftlich seine Vorgesetzten in der Fabrik auf die Dauer seiner unproduktiven Krankenzeit reagierten. Im Prinzip mochte Ludwig seinen Großvater, er mochte nur den Gedanken an einen möglichen Fluch, den er Ludwigs Familie beschert hatte, nicht.