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- Er war glitschig wie ein Aal!- Du warst einfach ungeschickt!
Großvater saß in seinem Rollstuhl und nickte. Sein Sohn schüttelte protestierend den Kopf. Großmutter hockte im Schaukelstuhl, häkelte und konnte sich ein kurzes Auflachen nicht verkneifen. Vom Kaminsims, in einem Bilderrahmen gefangen, lächelte Uta auf ihren kleinen Ludwig hinab, der in seiner Wiege vor dem Kaminfeuer schlief. Niemand der Anwesenden bemerkte den Funkenflug.
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Der Kessel auf dem Feuer verströmte den Geruch von gekochtem Schweinefleisch. Großvater knurrte der Magen. Außerhalb des Lichtkegels, in der Dunkelheit jenseits eines Panzerwracks, den Blicken der Kameraden entzogen, lagen die Leichen. Fein säuberlich in Reih und Glied, wie es sich für einen Deutschen gehört. Sie waren so abgemagert, dass man lediglich das Fleisch ihrer Gesäßbacken verwerten konnte.
Marschieren. Frieren. Resignieren. Hungern. Schreien. Beten. Morden. Sterben. Verfluchen. Die Schüsse zerfetzten die unerträgliche Stille, die den Zug seit Stunden begleitete. Nebelschwaden erschwerten die Sicht. Mit jedem Schritt, die sie der Waldgrenze näher gekommen waren, hatte sich das ungute Gefühl in Großvaters Eingeweiden verstärkt. Die psychische Anspannung übertraf die physische Anspannung. Es ist jemandem, der nie an solch einem Wahnsinn teilgenommen hat, schwer zu vermitteln, wie enorm belastend es ist, jeden Moment damit zu rechnen, niedergeschossen zu werden.