Читать книгу Mörderisches Spiel in Leipzig. Ein historischer Krimi онлайн
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Er dachte lieber nicht mehr an die Verlobte seines Mannschaftsführers und betrachtete die größte der Zeichnungen genauer: Eine Aphrodite stieg aus dem Meeresschaum und hielt eine Lanze in der Hand. Wenngleich die Züge der Göttin voller Anmut waren, strahlte das Bild doch etwas Bedrohliches aus.
Genug der Kunst. Wo konnte Schöpf stecken? Wenn er auf den Sportplatz gefahren wäre, hätte er Gelsenrath entgegenkommen müssen. Im Büro war er sicher auch nicht mehr, es ging schließlich schon auf halb sechs Uhr zu. Vielleicht hatte der Mannschaftsführer nach der Arbeit ein wenig geruht und war dabei eingeschlafen. Gelsenrath überlegte, ob er in der Schlafkammer nachsehen sollte. Damit würde er tief in Schöpfs privates Reich eindringen. Andererseits kam die Meisterschaft in ihre entscheidende Phase, und der Verein brauchte den Spielführer. Das war eine besondere Situation, die besondere Taten erforderte.
Entschlossen öffnete Gelsenrath die Tür zur Schlafkammer und trat auf die Schwelle. Tatsächlich, da lag Schöpf auf dem Bett, in seiner Sportlerkluft, mit dem Gesicht zum Fenster am anderen Ende des Zimmers. Der Mannschaftsführer ruhte mit angezogenen Beinen wie ein Kleinkind. Nein, mit der weißen VfB-Tracht wirkte er eher wie ein zu groß geratener Engel. Eigentlich war es ein Frevel, den Mann zu wecken. Dennoch trat Gelsenrath an das Bett und legte den Arm auf Schöpfs Schulter. Der Körper gab der leichten Berührung nicht nach. Also ruckelte Gelsenrath etwas stärker an der Schulter des Mannschaftsführers, und der Körper rollte in die Rückenstellung.