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Читать книгу 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 3 онлайн

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Als Harry nach 50 Minuten irgendwo zwischen den Bergen zur Landung auf einem See ansetzt, an dem es nur ihn und sein Camp gibt und Nachbarn sowieso nicht, waren wir eigentlich schon restlos zufrieden, denn es war eine wunderbare Welt, die er uns gezeigt hatte. Der See hat keinen Namen und keine Fische, ist eiskalt und kristallklar, und der Pilot nennt ihn „Europe Lake“. Warum er diesen Namen wählte, weiß er auch nicht mehr, einfach so. Ist ja auch egal. Ringsum Natur pur, das reicht. Ehefrau Carol und Guide Wayne winken uns zu, und ziehen die Maschine rückwärts an ihren Liegeplatz damit wir trockenen Fußes über „Schwimmballons“ ans Ufer gelangen können, wo auf einer Holztafel die Hausnummer 44 vermerkt ist. Gebaut hat das unser Gastgeber alles selbst. Mit der Chesna den Platz gefunden, Boot und Säge eingeflogen, Bäume gefällt, Bretter und Rundhölzer geschnitten und zu Blockhütten zusammengefügt. Betten, Tische, Regale und die Kücheneinrichtung entstanden auf die gleiche Art, in Handarbeit der McCowan-Familie. Nur der Gasherd, sein Betriebsstoff und der Benzinvorrat kamen wie wir auch, per Wasserflugzeug. „Schön“ im europäischen Sinne ist das alles sicherlich nicht, aber perfekt praktisch, wie die Weinlagerung in der Hundehütte lustig, funktionell und blitzsauber. Die Küche dient gleichzeitig als Aufenthaltsraum und hat an der hinteren Wand zwei Doppelstockbetten für die Familie. Eins der beiden untersten ist besonders lang, und daran steht „Koch & Pilot“, Harrys Doppelfunktion. In den Gästehütten mit je zwei Doppelstockbetten, Waschbecken, Dusche, Regalen, Schuhbank, Kleiderhaken, Gasofen und elektrischem Licht ist Notwendiges vorhanden, denn das Wichtigste ist hier die Natur, nicht der Wohnkomfort. Bleiben noch zwei Dinge: Strom erzeugt ein Generator, und die Wasseraufbereitungsanlage bedient sich aus dem See. Der überdachte Boardwalk nach dort ist mit Lichtsensoren ausgestattet, wie auch der dreißig Meter lange Weg zum WC. Das „Häuschen“ hat allerdings nur zwei Wände, eine im Rücken, die andere links als Tür, die gleichzeitig auch die Frei- oder Besetztfunktion übernimmt, und eine offene „frei“ signalisiert. Die beiden anderen Seiten sind natürlicher Art, tiefster, dichter Busch. Aber was soll’s, die Hygiene stimmt, und unterwegs ist hier ohnehin niemand, denn hinter der Hauswand beginnt die Wildnis. Mit Jahrhunderte altem Wald, Vogelgezwitscher, Adlern und Bären. Selbst Forststraßen fehlen hier, und in weite Teile dieser Gegend hat bisher noch nie ein Mensch seinen Fuß gesetzt, weder Harry noch Wayne. Und als abends die Steaks auf dem Grill liegen und wir mit einem Glas Rotwein mit unseren Gastgebern auf die neue Freundschaft und ein paar schöne Tage anstoßen, hätte es die Welt mit uns kaum besser meinen können.

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