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Читать книгу 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 3 онлайн

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Gekommen waren wir wegen der Natur und des besonderen Erlebnisses. Das Programm überließen wir zwar dem Hausherrn und die Führung Wayne, doch unsere ganz speziellen Wünsche für die kommenden Tage, die wollten sie aber schon hören: Bären, Elche, Schneeziegen, Gletscher, einsame Seen, Hochtäler, Wasserfälle, Fjorde, Lachszüge, Wale und Kermode-Bären. Auf unseren Streifzügen zeigten sich diese weißen „Spirit-Bären“ allerdings nicht, und ein zusätzlicher Ausflug nach Gribbell – oder Princess Royal Island, wo sie verstärkt auftreten und man einen ortskundigen Führer braucht, hätte nicht nur unser Budget überstrapaziert, sondern auch den Zeitplan gesprengt. Alles andere wurde aber erfüllt. In wasserdichten Neopren-Latzhosen mit angeschweißten Gummistiefeln standen wir im Fluss und sahen die Lachse um uns herum vorbeiziehen; marschierten durch taufrisches, mannshohes Gras, um Elchen zuzusehen, wie ihnen Wasserpflanzen schmeckten; standen auf namenlosen Gletschern, saßen inmitten blühender alpiner Wiesen und genossen das mitgebrachte Vesper; kletterten auf Bergrücken, suchten den Weg durch dichten Regenwald über umgestürzte, von dickem Moos bewachsene Baumriesen, zwängten uns an gewaltigen Felsbrocken vorbei und durch dichten Bewuchs; lehnten an uralten Zedern oder ließen uns die köstlichen Salmon-Berries munden. Wir sahen mächtige Weißkopfseeadler von der Thermik getragen ihr Reich inspizieren, Bergziegen spielerisch leicht an Felswänden nach oben verschwinden und Bären mit und ohne Nachwuchs. Und wir genossen auch die stillen Stunden, in denen das Kajak fast lautlos über den See glitt, und die Chesna erlaubte Blicke, die sich gegenseitig an Schönheit überschlugen. Wir holten mit Harry die Krabben-Reuse ein und flogen zum „Carol-See“, der sich am Fuße eines namenlosen Gletschers befindet und seine eigene Story hat: Vor Jahren haben unsere Gastgeber diese Gegend erkundet und mussten wegen eines Motorschadens dort landen, übernachten und warten, bis ein anderer Pilot das benötigte Ersatzteil brachte. In jener Nacht hat Harrys Frau so erbärmlich gefroren, dass er diesen See nach ihr benannte. Auf alle Fälle hatten wir „hier im Busch“ eine großartige Zeit, die ihr Geld wert, und viel zu schnell vorbei war. Carols Kaffee war erstklassig wie alles andere im Detail auch. Dass Kombination oder Reihenfolge beim Frühstück in Europa ganz anders geordnet wären, was soll’s. Mich störten auch süßes Rosinenbrot mit Grillwürstchen, oder Honig-Eierkuchen mit Eier und Speck nicht. Man muss nur seine eigene Reihenfolge finden, erst das Süße, danach die herzhaften Dinge, oder umgekehrt. Absolut einig waren wir uns aber bei den 27 fangfrischen Krabben, die waren absolut köstlich. Auf dem Weg zurück zum Auto fliegt Harry eine ganz andere Route. Und wieder leuchten Flüsse wie silberne Bänder zu uns herauf, glitzern Seen grün und blau, huschen Berge, Gletscher und verschneite Kämme vorbei, und die Landschaft zieht wie ein wundervolles Gemälde vorüber. Und als die rot-weiße Maschine auf dem Lakelse See wieder aufsetzt, gehen für uns ganz besondere Tage zu Ende, die wir sicherlich nie vergessen werden. Ehe wir uns jedoch verabschieden und einen kurzen Trip nach Kitimat unternehmen, ist Harry gleich wieder der absolut Korrekte: Vor dem Abflug hatte er sofort die offene Hand ausgestreckt und bemerkt, dass ich die Tour bisher nur angezahlt hätte. Jetzt kam er unaufgefordert auf mich zu und hielt mir die 50 Dollar entgegen, die ihm vor einigen Tagen als Wechselgeld gefehlt hatten …

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