Читать книгу Auf Wölfe schießt man nicht. Ein Jagdkrimi aus Schleswig-Holstein онлайн
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»Das frage ich mich auch. Und Damwild habe ich überhaupt nicht mehr gesehen«, entgegnete der Jagdpächter, der gerade seinen Anteil an einer Anwaltspraxis in Hamburg an seine Kollegen in der Sozietät verkauft hatte und sich nun mehr der geliebten Jagd widmen wollte. Zuvor hatte es ihm immer an der Zeit gemangelt, die seit bereits über zwanzig Jahren gepachtete Jagd im Kreis Plön wirklich zu nutzen. Gut, er schoss seine Böcke, und dann und wann auch mal eine Sau. Aber den seit Beginn an möglichen IA-Damhirsch, den hatten weder sein Jagdaufseher, noch er selbst bisher erlegen können. Einige Spießer, zwei Knieper und einige Stücke weibliches Wild. Das war es bisher. Eigentlich in keinem Verhältnis zum Preis, den der Eigentümer der Jagd, ein Rheinländer, der das rund dreihundert Hektar große Grundstück geerbt hatte, ihm pro Jahr abknöpfte. Aber er hatte immer gut verdient und darum konnte er es sich leisten, sich diese überteuerte Jagd zu gönnen. Jetzt aber, in seinem ersten Jahr als Ruheständler, wollte er vielleicht einmal ein Fachbuch oder auch einen Roman schreiben, vor allem aber sich der Jagd widmen und auch einmal selbst Strecke machen, und nicht die meisten jagdlichen Freuden seinem Jagdaufseher und einigen Freunden und Bekannten überlassen. Aber gerade jetzt, zum Aufgang der Bockjagd am 1. Mai, also in der nächsten Woche, war kaum noch Wild zu sehen. Selbst das sonst allgegenwärtige Rehwild schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. »Weißt du, woran das liegen kann? Ob hier vielleicht gewildert wird?« Jockel, der Jagdaufseher kratzte sich den etwas ungepflegt wirkenden grauen Bart.