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Am sechsten Weihnachten, an das ich mich erinnere, bestand Mama auf meine Anwesenheit bei Tisch. »Wir wollen Fondue machen, und Lissie ist alt genug, sich mal zusammenzureißen!« Man drückte mir zwei seltsame Gabeln in die Hand. Was mir dazu erklärt wurde, bekam ich nicht mit, denn das Rauschen des Spiritusbrenners hypnotisierte mich und auch das große Durcheinander aus Platten, Schüsseln und Händen, die pausenlos dazwischen hin und her huschten. »Lissie sitz doch nicht so da«, hörte ich Mama, die mit einer Hand die Flamme regulierte. »Du kannst schon mal mein Fleisch aufspießen, wenn du selbst keinen Hunger hast.« Das tat ich. Aber ich erwischte ihre Pulsadern, und den Rest des Abends verbrachte Mama mit Tavi in der Notaufnahme.

»Was hast du dir nur dabei gedacht?«, fragte Oma, die nach dem Tumult zu mir gekrabbelt kam, um mich unter dem Tisch hervor zu zerren. »Deine Mutter hätte sterben können!« Diese Möglichkeit weckte mein Interesse, weckte sie. Schon jetzt war es viel angenehmer in der Wohnung, ohne Mama. Konnte sie wirklich verschwinden, nur weil man das mit den Rindfleischbrocken nicht kapiert hatte? Und was, wenn man dem unbemerkt etwas nachhülfe? Ein Leben nur mit Tavi wäre ruhig und friedlich. Er zwang mich nicht in die Nähe anderer Kinder, die mir mit ihren sich ständig in Bewegung befindlichen Gesichtern ein noch größeres Rätsel als die Erwachsenen waren. Er führte keinen Streit mit meinen Lehrern wegen der Sonderschule, und ließ meine »Anfälle« einfach an sich vorüberziehen. Mama dagegen schrie, gebot, weinte lautstark. Im Grunde wollte ich sie das ganze Jahr über verschwinden lassen. Aber an Weihnachten war es am schlimmsten.

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