Читать книгу Weihnachtlich glänzet der Wald. Wiener Weihnachtskrimis онлайн
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Sie wurde zur einzigen Weihnachtstradition, die ich mochte. Ganze Adventswochenenden, auch Feiertage, streiften Tavi und ich durch die menschenleeren Korridore und Prunksäle. Krebse, Spinnentiere, Insekten, Wirbeltiere – Tausende von Taxidermie-Präparaten, jedes in seiner Glasvitrine. Hier veränderte sich kaum etwas, und keines der toten Augenpaare sendete je Signale, die ich nicht entziffern konnte. Nur aufs Dach durfte man als Besucher doch nicht, durfte man nicht. Trotzdem: Wenn es mir schlecht ging, sah ich Mama immer durch die Luft segeln.
Ich experimentierte damit, aber in dem Jahr, in dem Mama am Martinstag tatsächlich von der Leiter stürzte und drei geruhsame Wochen mit Tavi folgten, nahm ich widerwillig Abstand vom Ausbau meiner Pläne. Denn bevor Mama aus der Reha kam, stand Tavi eine Spur zu lange vor der Vitrine mit der Mexikanischen Zwergklapperschlange: »Weißt du was? Ich brauche deine Mutter.« Zuhause vernichtete ich die Liste.
An die drei darauffolgenden Weihnachten erinnere ich mich nicht, wahrscheinlich wegen der Medikamente, die sie mir eins nach dem anderen und ohne jeglichen Erfolg verabreichten. In der Schule ging es immer schlechter, dann ging gar nichts mehr, ging es nicht. Statt Mama verschwand ich aus unserer Wohnung. Da, wo ich hinkam, störte nichts meine einmal gefundenen Gewohnheiten, eine lange Weile nicht. Ich fühlte mich wohl, das Personal war so ruhig. Auch Tavi und Mama führten lange Gespräche mit den Ärzten. Am Ende entschuldigte sich Tavi bei mir. Mama sagte: »Na, dann ist das Kaninchen ja endlich aus dem Hut!« Ich sah mich suchend um, fand aber keins.