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Ich kam aus dem Schauen und Staunen nicht mehr heraus, fühlte mich meinem Kindsein nahe. Nichts würde ich gegeben haben für diese ewige ewige Jugendhaftigkeit, dieses panische Anhaften an ihr, alles aber für das Schauen von einst und die Sammelsurium-Gefühle dahinter, absichtslos und zugleich voller Erwartungen. Dieses Kindsein holte mich beinahe ein, längst Vergessenes drängte sich vor, vermengte sich mit dem zu Sehenden, tönte, bereicherte es. Die zum Bersten gefüllte Sanduhr stob ihre Runden – am ersten Tag wähnte ich mich bereits seit Wochen hier. Indien erschien mir derartig prall gefüllt, ich übersättigte mich an ihm, bis zum Erbrechen, gleichzeitig konnte ich nicht genug davon bekommen. Eine fresslüsterne Krankheit, die niemals Erlösung fand, sie nährte und verstieß sich selbst zur gleichen Zeit.

Allein die Armut. Es machte betroffen, auf welch kümmerliche und erfinderische Weise hier manche Menschen ihr Geld verdienen mussten, wie sie es zuwege brachten, ihren Magen betriebswarm zu halten. Welten entfernt von ausufernden Essstörungen. Und dennoch – gerade deswegen – war es nirgendwo leichter, ein Lächeln zu fangen, man wurde förmlich zum Jäger des verlorenen Lachens. Dieses Lachen schien bei den Leuten irgendwo innen befestigt, vermittels Seelenverschraubungen und anderem Befestigungszeugs; den dazugehörigen Werkzeugschlüssel mussten sie, unsichtbar für uns, stets bei sich tragen. War es dieses Lächeln, wonach ich gierte? Feinkörnige Nahrung für die Seele, anstatt popcornig aufblähender Mageninhalte? War mir nach so einem Tauschhandel? – jagte ich durch die verkloakten Straßen Delhis, um einen Kuh-Coup zu landen? Um dabei den Leuten das Nichts oder das Beinahe-Nichts, ihre Armut also, die vielleicht doch etwas Essenzielles in sich barg, etwas, das mir fehlen mochte, auch noch abzuluchsen? Ich erbrach mich gedanklich an solch einem Unterfangen.

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