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Richtiggehend angewurzelt, als ginge sie zur Baumschule, stand mir ein Mädchen beinahe ins Gesicht. Nachdem ich sie die ganze Zeit ignoriert hatte, gab sie ihren Gewächsstatus auf und bettelte mich unverhohlen an, trotzte mir Kleingeld ab. Dann winkte sie einem jüngeren Buben, das sah ganz nach einer zweiten Runde aus. Die Betteltechnik des Kleinen erzeugte einen noch stärkeren Sog, der, ausgehend von einem Punkt ungefähr zwischen Empathie und schlechtem Umverteilungsgewissen, einen Windbruch bis zu meiner Geldbörse herausfräste. Der Bub öffnete einen kleinen braunen Koffer mit metallenen Randverstärkungen, die quasi als Kofferärmelschoner fungierten, und offerierte mir im ausgegorenen Vertreterstil eine Reihe von Heiligenbildchen mit eindeutiger Christenschlagseite; im Handumdrehen hatte er mich also taxiert, schubladisiert, eigentlich verkoffert. Meine Sammlerleidenschaft für dieses Metier war noch am Schlummern, da hatte er jetzt ausgesprochenes Pech mit mir. Infolge eines Auflaufs an Nachwuchsbettlern verstärkte sich meine räumliche Präsenz ungemein, ich erweiterte mich kontinuierlich, zuletzt um noch einen Nachwuchshändler, einen Klebestreifen-und-Aufkleber-Kleber-und-Anstreicher. Er war mir mit seinem Umhang aus gut sortierten Kleberollen zuvor schon aufgefallen, als er begierig sämtliche Fahrzeuge, die sich ihm in den Weg stellten (oder er sich ihnen), mit reflektierenden Klebestreifen und Plaketten im Dienste der Verkehrssicherheit zuklebte; dergestalt platzierte er seine kleistrigen Duftmarken. Der vordere Teil des Fahrradgabelschafts drängte sich förmlich auf für eine Anhaftung, ich für das dazugehörige Business. 200 Rupien für fünf Zentimeter Gewebeband in hässlichem Leuchtgrün und weitere 200 Rupien für drei Zentimeter in Schock-Rot. 400 Rupien also und ich hatte meine eigene Verkehrsampel dabei. Es macht einen Unterschied, sich bei vollem Preisbewusstsein bescheißen zu lassen. Und es macht durchaus Spaß.

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