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Zwei

S

Liborius, mit dem Jahrhundert geboren und demzufolge just vierzig Jahre alt, hatte sich zeit seines Lebens nur mit einem einzigen, höchst bemerkenswerten Objekt befasst, dem Menschen, und war dabei mit allen Abgründen menschlicher Verworfenheit in Berührung gekommen. Obwohl er sich niemals weiter als bis Jüterbogk aus der preußischen Residenz entfernt hatte, kannte er die Welt und durchschaute sie bis ins Kleinste. Die Menschen waren überall gleich. Und gleich gefährlich. Um das herauszufinden, bedurfte es lediglich eigener Anschauung und nicht des Studiums dicker Bücher. Wäre ihm das Schreiben leichter gefallen, hätte er seine diesbezüglichen Erkenntnisse dennoch gerne weitergegeben - natürlich nur an vertrauenswürdige Personen, deren es nicht allzu viele gab. Die Ketzerei, wie man solche Rebellion in früheren Zeiten bezeichnet hatte, machte vor niemandem Halt, nicht einmal vor Militärs und den höheren Ständen. Handwerker taten sich zusammen, um gegen die gottgewollte Ordnung zu opponieren, Schulen und Universitäten entwickelten sich zu Brutstätten staatsgefährdender Ideen, vor denen weder Zeitungen noch Theater sicher waren. Von der sogenannten Wissenschaft ganz zu schweigen. Mehr als zwanzig Jahre Erfahrung und gründliche Beobachtung gestatteten es Liborius, Begriffe wie Physik und Philosophie, Elektrizität oder Pädagogik als fremdartige und höchst nutzlose Auswüchse menschlichen Geistes einzuschätzen, sämtlich von Männern ersonnen, denen es an Gottesfurcht und Königstreue mangelte.

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