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Nur wenige Tage später erhielt Sorokin überraschend ein offizielles Schreiben der Vormundschaftsbehörde, in dem geschrieben stand, dass er seinen Sohn unverzüglich in staatliche Vormundschaft abzugeben habe. Das hätte für Fedor die grauenvollste Form einer Zukunft bedeutet, denn die Heime, wo auch immer sie in der russischen Föderation angesiedelt waren, in denen blinde Kinder aufbewahrt wurden, zählten zu den unerträglichsten in der Welt. Hinzu kamen überbezahlte Adoptionen zum Teil aus dem Ausland, so dass Kinder auf Nimmerwiedersehen verschwanden. All dessen war sich der junge Vater durchaus bewusst.

Hals über Kopf flüchtete Sorokin mit seinem kleinen Fedor zunächst in die Ukraine, von dort aus in die Schweiz, wo man den jungen Vater und sein blindes Kind jedoch nicht behalten wollte. Die Deutsche Botschaft versprach Hilfe, doch auch hier griffen die Gesetze zur Zuerkennung von Flüchtlingsschutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention in der Bundesrepublik Deutschland nicht. Erst als die Behörden von Sorokins OMON-Zugehörigkeit in Russland und dessen guter und auch deutschsprachiger Ausbildung erfuhren, ebnete sich ganz plötzlich ein Weg durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, auf dem Sorokin die Asylanträge nicht ausfüllen, sondern nur noch unterschreiben musste. Blitzartig fand er sich in einem Büro des Bundesnachrichtendienstes wieder, eine nette Dame – perfekt auch in Russisch – sprach mit ihm die Möglichkeiten durch, die ein junger, gut gebauter und physisch wie psychisch belastbarer Russe von Deutschland erwarten konnte. Fortan besuchte Sorokin eine Polizeischule und trainierte Kraft und Wissen für seinen Einsatz in einer SEK-Einheit, wo er im Allgemeinen nur zu präventiven Maßnahmen wie dem Schutz hoher Persönlichkeiten bei öffentlichen Auftritten eingesetzt wurde. Er arbeitete aber auch eng mit den Leuten der Leipziger Kripo zusammen, verdiente gutes Geld und wohnte unweit einer Stadt, von der ihn nur wenige im Sozialismus entstandene Stadtteile an Magnitogorsk erinnerten, in einem netten Häuschen in dörflicher Idylle im Freistaat Sachsen.

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