Читать книгу Schaurige Geschichten aus Berlin. Die dunklen Geheimnisse der Stadt онлайн
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In Berlin aber stürzten Türme auch ohne die Einwirkung von Explosivstoffen ein. Das berühmteste Baudesaster war der Abriss und Einsturz von Schlüters Münzturm auf dem Schlossplatz an der Hundebrücke. Das vorauszusehende Ereignis kostete den Baumeister seinen Job, dabei war der Berliner Baugrund wirklich nicht der beste. Die Kuppel auf dem Turm der Parochialkirche stürzte 1698 ein, im August 1734 traf es den Turm der neuerbauten Petrikirche. Dennoch liebten die preußischen Herrscher hoch aufragende Bauten und wollten auch die 1701 auf dem Gendarmenmarkt erbauten Kirchen mit Kuppel nach römischem Vorbild geschmückt sehen. In der Nacht zum 28. Juli 1781 fiel der Turm der Neuen Kirche (heute der Deutsche Dom) mit Getöse in sich zusammen.
Die Hochzeitskatastrophe von 1823
Die bleiernen Jahre nach den Befreiungskriegen waren keine glückliche Zeit für die preußische Metropole und ihre Einwohner. Die Hochzeit des Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., mit der katholischen bayrischen Prinzessin Elisabeth am 29. November 1823 sollte das erste große Fest seit langer Zeit werden. Zugleich fand die Einweihung der Schinkelschen Schlossbrücke mit ihrem kunstvollen Geländer statt, die sich noch ohne die Figuren an Stelle der alten Hundebrücke über den Kupfergraben schwang. Vor dem Zeughaus hatte man eine Säulenhalle für 300 Ehrenjungfrauen errichtet. Noch war die neue Brücke für den Wagenverkehr gesperrt. Bei der abendlichen Illumination kam das Gerücht auf, überhaupt niemand dürfe die Brücke passieren. Die Menschenmenge, voller Angst, etwas von dem Schauspiel zu verpassen, drängte panikartig zum Kupfergraben, wo eine schmale Notbrücke die einzige Verbindung zum Lustgarten bot. Der Platz und die Brücke waren dem Ansturm nicht gewachsen. Das Geländer zum Spreekanal am Zeughaus hielt nicht stand; die Menschen wurden von den Nachdrückenden ins eisige Wasser gestoßen. Schreie gellten durch die Dunkelheit. Alle wollten sehen, was vorn passiert, und drängten immer mehr über die Uferkante. Das Fazit: dreißig zertretene, ertrunkene, erfrorene Kinder und Frauen. Kein gutes Omen für die Ehe des künftigen Königs, die denn auch kinderlos blieb.