Читать книгу Schaurige Geschichten aus Berlin. Die dunklen Geheimnisse der Stadt онлайн
35 страница из 54
Die soziale Lage breiter Bevölkerungsschichten war nahezu unerträglich und führte zu immer neuen Unruhen. 1863 kam es zu Mieterunruhen am Moritzplatz, im März 1872 behinderte ein Streik den Bau der Siegessäule, und im Juni desselben Jahres kam es nach der Zwangsexmittierung eines Tischlers zu den Blumenstraßenkrawallen, bei denen 102 Polizisten zumeist durch Steinwürfe und 160 Zivilisten durch Säbelhiebe verletzt wurden. Die erregten Massen zerstreuten sich erst nach zwei Tagen, als das Polizeipräsidium mit dem Einsatz von Militär drohte. 33 »Aufrührer« wurden zu Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilt.
Im Sommer 1885 streikten in Berlin 12 000 Maurer für höhere Löhne und für den Neunstundentag, fünf Jahre später waren es 40 000 Arbeiter, die für den Zehnstundentag in den Streik traten. Als die Polizei beim Moabiter Aufstand im September 1910 gegen streikende Kohlenarbeiter vorging, wurden zwei Menschen getötet und Hunderte verletzt. Bereits im Februar desselben Jahres hatte der Polizeipräsident von Jagow Versammlungen unter freiem Himmel verboten, vermochte damit aber am 6. März nicht, den Treptower Wahlrechtsspaziergang von 150 000 bis 200 000 Berlinern gegen das Dreiklassenwahlrecht zu verhindern. Die Polizei sprach von 15 000, die dem Aufruf der Sozialdemokraten gefolgt waren. Der Vorwärts erwartete spöttisch, dass Jagow die Zahl nochmals halbieren würde, um schließlich zu verkünden, »dass seine Reiter ihre wilden Angriffe nur gegen das gewöhnliche Sonntagspublikum im Treptower Park verübt haben«.