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Von besonderem Einfallsreichtum zeugt die Fassung mit den drei hungrigen Chorknaben, die aus ganz irdischen Gründen auf den Turm stiegen, um Krähen- oder Dohlennester auszunehmen. Sie legten ein Brett aus der Turmluke, auf dem der eine mit einem Körbchen hinauskroch, während die beiden anderen als Gegengewicht im Turm hockten.

Die Eiersammlung muss sich gelohnt haben, denn unversehens gerieten die drei in Streit über die Aufteilung der Beute. Der mutige Eierdieb beanspruchte die Hälfte, die Bretthalter verlangten je ein Drittel, und um ihre Macht zu demonstrieren, sprangen sie vom Brett. Der aushäusige Knabe stürzte samt Brett in die Tiefe, segelte aber dank seines weiten Chorhemdes so sanft zu Boden, dass nicht einmal die Eier im Körbchen Schaden nahmen.

So weit die Sagen um das Steinkreuz. In Wahrheit hatten die alten Berliner mehr zu verstecken, als unter das Mäntelchen eines nesträuberischen Chorknaben passt. Im 14. Jahrhundert dräute der Kirchenbann über der Stadt, und daran waren deren ach so fromme Bewohner ausnahmsweise selber schuld. Zwischen den Einwohnern der Doppelstadt und ihren geistlichen Herren und Hirten bestand nie ein besonders inniges Verhältnis, die Berliner (die Cöllner immer stillschweigend eingeschlossen) hassten »der Pfaffen Gierigkeit und Unkeuschheit« und liefen nicht von ungefähr 200 Jahre später spornstreichs zu Luther über.

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