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Frieda verspürte den heftigen Impuls, den Saal zu verlassen. Nicht, weil ihr nach einer Zigarette zumute war, sondern aus dem Gefühl heraus, der aalglatten, geschniegelten Atmosphäre entkommen zu müssen, dieser Mischung aus Selbstinszenierung und gepflegter akademischer Zitiermanie (ein bisschen Nietzsche hier, ein bisschen Seneca da). Aber hatte sie sich nicht geschworen, dieses Mal durchzuhalten, komme, was da wolle? Um sich zu beweisen, dass sie noch gesellschaftsfähig war, und, ja vielleicht, auch ein bisschen Leo zuliebe? Sie atmete tief durch. Von Odysseus war jetzt die Rede, von der Unberechenbarkeit seiner Irrfahrt, die er auf sich genommen und trotz aller Fallen und Gefahren glücklich zu Ende gebracht habe. Und wie erging es seinen Gefährten? Kamen sie nicht allesamt dabei ums Leben?

Als hätte die Referentin Friedas stillen Einwand gehört, erläuterte sie, dass es genau darum nicht gehe. Die von Skylla Verschlungenen oder vom Zyklopen Erschlagenen seien Randfiguren in diesem Mythos, im Zentrum stünde die freiwillige Annahme des jeweiligen, noch so harten Schicksals. Das, und nur das gewähre Freiheit, die Freiheit des Geistes über alle irdischen Bedingtheiten. Das Akzeptieren der eigenen Unzulänglichkeit, der existenziellen Grenzsituation gelte es jeden Tag aufs Neue zu erproben und dem Unberechenbaren, Unerwarteten unerschrocken ins Auge zu sehen. Sich, um im Bild zu bleiben, dem fürchterlichen Blick des Zyklopen auszusetzen, nur um ihm bei der ersten sich bietenden Gelegenheit mutig den Pfahl ins Auge zu rammen. Auch wenn diese Odyssee zehn Jahre dauern möge oder länger. Und so weiter, und so fort …

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