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Das Büro des Chefredakteurs war spartanisch eingerichtet. Nur ein Foto seiner Familie im Holzrahmen zierte den Schreibtisch, sonst fand sich im ganzen Raum nichts Persönliches. Das Berufliche und das Private trennen, so lautete schließlich sein Credo. Eines von vielen.

„Sie werden gleich verstehen, warum wir Sie auf die Schnelle zurückholen mussten“, sagte Fillinger. Er gab sich gar nicht erst die Mühe, sie zu begrüßen. „Tja, es hat leider einen schlimmen Vorfall gegeben. Einen sehr schlimmen.“ Er räusperte sich. „Glenk, sind Sie bitte so gut und klären Sie Frau Prohaska auf?“

In Friedas Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Was zum Teufel hatte es zu bedeuten, wenn Fillinger von schlimm sprach? War es nun so weit, würde man ihr endgültig den Laufpass geben? Hatte Dr. Weinzierl sich über sie beschwert, weil sie bei ihrem Besuch in der Klinik ein Fläschchen Öl hatte mitgehen lassen, um es chemisch analysieren zu lassen? Ein Diebstahl, der nicht nur unethisch, sondern auch umsonst gewesen war, weil ihr die Phiole im Suff schlicht und ergreifend aus der Hand gerutscht war und sich ihr Inhalt auf den Parkettboden der Pension Nachtruh ergossen hatte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ihre etwas eigentümlichen Recherchemethoden Probleme nach sich zogen. Das letzte Mal hatte die größte Tageszeitung des Landes gedroht, opinion zu klagen, falls man es wagen würde, die unter Vorspiegelung einer falschen Identität erworbenen Kenntnisse über die finanziellen Machenschaften des mächtigen Käseblatts zu veröffentlichen, vor dem bis hin zum Kanzler alle den Schwanz einzogen. Okay, ihre Methode war nicht eben neu gewesen, andere waren damit schon berühmt geworden. Aber es machte nun einmal einen gewaltigen Unterschied, ob man Wallraff oder Prohaska hieß. Fillinger hatte sie damals mächtig zusammengeschissen und ihr offen mit Kündigung gedroht. Die Recherchearbeit von drei Monaten durfte sie unter „außer Spesen nichts gewesen“ verbuchen. Seither war es ihr nicht mehr gelungen, mit ihren Geschichten auf die Titelseite zu kommen. Das war weder für die Geldbörse noch für das journalistische Ego gut.

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