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»Sie meinen …«

»Es ist alles zusammengeklaut! Das meine ich.«

»Abgeschrieben?«

»Eine Siebzehnjährige und all die Kokainlines, können Sie sich das vorstellen? Dass sie Tilidin säuft wie ein türkischer Diskoschläger und mit einer Horde Vergewaltiger durch die besetzten Häuser von Freiburg tourt?«

»Vorstellen kann ich mir alles! Man muss ja nicht alles erlebt haben, was man beschreibt.«

Matthias ließ sich ins Kissen sinken. »Weiß Gott nicht. Man kann es auch einfach irgendwo abschreiben. Generation copy and paste, verstehen Sie? Jetzt sagen Sie, Döblin hat auch Fremdtexte verwendet. Collage und Simultaneität. Ja. Aber da erkennt man, dass es Schlagerzitate sind, zum Beispiel. Und es dient einer Aussage. Welt stürmt auf den Protagonisten in Form solcher Worte, Sätze, Phrasen ein, droht ihn zu überwältigen. Und das Cento …«

Ich grummelte.

»Das Flickengedicht, Cento von altgriechisch Kentron – mit Omega –, was Flickwerk, elender Mensch, Spitzbube bedeutet, das war ein Spottgedicht, das man aus zerstückelten Zitaten neu zusammengesetzt hat, damit sich ein neuer Sinn ergibt. Die Zuhörer kannten die Zitate. Ja, man kann immer Fremdtexte benutzen – Zeitungsartikel, Werbung, Gedichte, Lexikonartikel –, auch ohne Anführungszeichen zu setzen und eine Quelle anzugeben. Aber dann muss es der Leser erkennen können, beispielsweise, weil sich aus der Konfrontation eines Gefühls, das der Protagonist hat, mit einem Schlagertext, den alle kennen, ein Verfremdungseffekt ergibt, eine Überraschung, eine neue Erkenntnis, verstehen Sie.«

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