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»Dies ist also die berühmte Start- und Ziellinie des legendären Yukon Quest!«, hörte sich Julie beeindruckt leise in Gedanken murmeln. Sie wusste, dass das Yukon Quest eines der härtesten Hundeschlittenrennen der Welt ist und Mensch und Tier an seine Grenzen zu bringen vermochte. Daher stand sie für einen Augenblick einfach nur da und ließ diesen Ort auf sich wirken.

»Was er wohl alles erzählen würde, könnte er nur sprechen«, ging es Julie durch den Sinn, als sie schließlich das Ufer des Yukon erreicht hatte. Mächtig und breit lag er in einem langgestreckten Kies- und Steinufer eingebettet zu ihren Füßen. An mancher Stelle stand sattgrünes Gras und die in der Nähe gewachsenen Baumgruppen spiegelten sich leicht, durch die immer mehr an Oberhand gewinnenden Sonnenstrahlen, auf seiner Oberfläche. Unermessliche, klare Wassermassen rauschten friedlich an Julie vorüber. Die Luft war frisch und sie duftete nach dem bittersüßen, terpentinartigen Harzgeruch, der von den die Ufer säumenden Weißtannen, Kiefern und Birken ausging. An manchen Stellen ragten größere Gesteinsbrocken aus dem Wasser und das Rauschen des daran vorüberziehenden Wassers drang wie ein liebliches Lied an ihr Ohr. Julie war so vereinnahmt von dem Augenblick, dass sie nun direkt an diesem riesigen Fluss stand, der Weltgeschichte geschrieben hatte, dass sie alles um sich herum vergaß. Erst der die Stille zerreißende Aufschrei eines Weißkopfseeadlers ließ sie zusammenzuckend ihren Blick abrupt vom sanft dahinfließenden blaugrünen Wasser abwenden und in die Höhe schweifen. Sein Ruf hallte über die gesamte Weite des Flusstales. Julies Nackenhaare stellten sich unwillkürlich auf und ein Schauer lief über ihren Rücken und verursachte eine Gänsehaut. Sie entdeckte ihn gerade am Himmel auf der anderen Seite des Ufers, als sein Ruf von einem weiteren Weißkopfseeadler, der den Fluss hinaufgeflogen kam, erwidert wurde. Zu zweit zogen sie mit breit geweiteten Schwingen ihre Bahnen entlang des gegenüberliegenden Ufers. Julie schaute sich mit einem Strahlen im Gesicht um, ob denn jemand anderes die beiden ebenso sehen würde. Aber es war nach wie vor niemand in sichtbarer Nähe. So richtete sich ihr Blick wieder auf die beiden Weißkopfseeadler und es dauerte nur unwesentlich länger, bis noch drei weitere Adler durch deren Rufe angelockt wurden. Sie flogen entweder umher und verkündeten in der Luft, was sie zu berichten hatten, oder saßen hoch oben in den Wipfeln der tannengrünen Fichten, von wo aus sie sich gegenseitig zuriefen. Es war eine ohrenbetäubende Konversation, denn die Stille, die über dem Flusstal lag, hob die Schreie der Adler noch stärker hervor. Sie begannen immer tiefer zu fliegen, um in der Nähe des Flussufers Beute ausfindig zu machen. Einer der größeren Exemplare stieß schließlich einen Schrei aus, der einem in Mark und Bein fuhr. Er setzte zum Sturzflug an und schoss mit rasanter Geschwindigkeit hinab. Kurz vor der Wasseroberfläche weitete er seine Schwingen und für den Bruchteil einer Sekunde schien er über ihr zu schweben, bevor er blitzschnell an seichterer Stelle mit seinen Klauen die Wogen des Flusses durchbrach. Er hatte Erfolg und konnte einen Fisch erbeuten. Mühsam erhob er sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Lüfte und hatte damit zu kämpfen, dass ihm seine nach allen Seiten ausschlagende Beute nicht wieder verloren ging. Am kiesreichen Ufer, an dem er sich niederließ, vermochte er den Fisch schließlich zu bändigen. Noch tiefer bohrten sich nun die riesigen Klauen des Adlers in das Fleisch des Fisches, während er sich nach allen Seiten umsah. Der Fisch versuchte noch ein paarmal verzweifelt zappelnd sich zu befreien, bevor er sich schließlich, in seinen Bewegungen immer langsamer werdend, seinem Schicksal hingeben musste. Der Weißkopf schüttelte sich. Erhaben und anmutig saß er aufgeplustert da und beäugte für einen Moment mit geneigtem Kopf, scheinbar voller Stolz, seine Beute. Anschließend beugte sich sein reinweiß gefiederter Kopf zu seinen Klauen hinab und sein riesiger gelber Schnabel hackte tief in den Fisch, um diesem ein Stück seines saftigen Fleisches zu entreißen. Er war nicht lange alleine, denn ein anderer Adler gesellte sich alsbald zu ihm und versuchte dem erfolgreichen Jäger ein Stück seiner Beute abspenstig zu machen. Die Situation verlief glimpflich, denn nach nur kurzer Zankerei flog der Dieb, nachdem er ein Stück der fremden Beute ergattern konnte, hinauf gen Himmel und ließ sich auf dem Ast einer hohen Kiefer nieder, um sich sein Mal schmecken zu lassen. Währenddessen flog ein Steinadler das Ufer an Julies Seite an. Er landete auf einer Felsplatte, die von ihr nicht weit entfernt lag.

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