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ISBN 978-3-943444-47-6 (Print)
ISBN 978-3-948916-04-6 (Epub)
ISBN 978-3-948916-05-3 (Mobi)
Thea Lehmann
TOD IM
KIRNITZSCHTAL
1
Als sich die Kirnitzschtalbahn rumpelnd und quietschend durch die 180-Grad-Kurve am Nassen Grund quälte, kippte der einzige Passagier im hinteren der beiden Waggons zunächst zur Seite, dann rollte er auf den Boden. Von dem Mann kam allerdings kein Mucks, denn er war seit drei Minuten mausetot. In den folgenden zwanzig Minuten, in denen die Bahn gemütlich durch das inzwischen finstere Tal zuckelte, sich widerwillig mal in eine Rechts-, dann in eine Linkskurve legte, wurde der Körper des Mannes so oft hin und her gerüttelt, dass er schließlich, eingeklemmt unter den beiden hinteren Sitzreihen, an der Außenwand des Waggons zu liegen kam.
Die acht Kilometer von der Endhaltestelle am Wasserfall bis zum Stadtpark in Bad Schandau sind eine ziemlich kurvige Strecke, die die alte Dame Straßenbahn in rund 30 Minuten schafft. Das Gleis zieht sich seitlich der Straße entlang des Flüsschens Kirnitzsch hin. Die für die Gegend typischen senkrecht aufragenden Felswände des Elbsandsteingebirges im Nationalpark Sächsische Schweiz flankieren das Tal. An manchen Stellen ist es nur wenige Meter breit, die Felswände ragen dann zu beiden Seiten wie Mauern nach oben; an anderen Stellen weitet sich das Tal ein wenig, und zwischen Fluss und Straße ist Raum für magere, nasse Wiesen, ein wenig Gestrüpp und schlanke, nach oben strebende Fichten. Die Enge des Tales sorgt dafür, dass es schon früh dunkel wird an seiner Sohle, und selbst im Sommer zieht sich die Bahn dann wie ein leuchtender Bandwurm durch den Felsengrund, obwohl auf den Höhen noch angenehmes Dämmerlicht herrscht.