Читать книгу Tod im Kirnitzschtal онлайн
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Leo hatte einen Blick für so was. Am leichtesten anzusprechen waren die Frauen, die mit einer Freundin da waren und plötzlich damit leben mussten, dass die Freundin angebaggert wurde, sie aber nicht. Nach einer Stunde hatte er die schüchterne Tabea so weit, ihm ihre Telefonnummer zu geben. Offensichtlich war sie ein braves Mädchen. Der Zettel mit den akkuraten, geraden Buchstaben und den geraden Zeilen roch geradezu nach Ordnung und Anständigkeit. Das forderte seinen Jagdinstinkt heraus. Dass sie sich kurz vor neun Uhr abends dann doch mit ihrer Freundin nach Hause verabschiedete, ohne ihn mitzunehmen, war nur deshalb keine totale Enttäuschung, weil sie ihm ihre Nummer in die Hand gedrückt hatte.
Also machte er sich weiter auf die Suche und wanderte mit seinem Bierglas die Straße entlang, bis er im Devils Kitchen Mandy entdeckte. Die war ein ganz anderes Kaliber als Tabea. Mandy war mindestens 30, also so alt wie er selbst, und trug einen Ehering am Finger. Sie hatte ihn geradezu herausgefordert, sie anzusprechen, ihre schwarzen langen Locken geschüttelt und ihm vielsagende Blicke zugeworfen. Auch sie war mit einer Freundin unterwegs, die sich lachend mit einer jungen Frau am Nebentisch unterhielt. Obwohl sie also genau das versprach, was er wollte, war sich Leo nicht ganz sicher. Bei Mandy hatte er also gezögert, seinen bayerischen Charme nur mit halber Kraft eingesetzt und sich nicht sofort eingelassen. Das ging ihm nun fast zu leicht. Ein wenig Herausforderung und ein bisschen mehr Distanz sollten schon sein. Stattdessen war er also alleine nach Hause gegangen, dafür mit zwei Telefonnummern.