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ZWEI

Donnerstag, 18. Juni 1970

ANGESTRENGT lauschte Kai Jürgens dem Prasseln des Regens. Kam es ihm bloß so vor, oder nahm das monotone Rauschen ab? Nur vereinzelt beleuchteten Blitze den Himmel. Er zählte die Sekunden, bis es donnerte. Besorgt hob er seinen Kopf. Es war stockdunkel, kein Mond war erkennbar. Seit einer halben Stunde entlud sich ein Gewitter, das sich tagsüber zusammengebraut hatte, im Süden Berlins. Langsam zog es in Richtung Potsdam. Seit Wochen verfolgte Jürgens den Wetterbericht. Dass in dieser Nacht ein Unwetter tobte, war ein Glücksfall. Er hatte innig gehofft, dass es regnen würde. Und auch wenn er von sich nicht behaupten konnte, ein gläubiger Mensch zu sein – er schaute gen Himmel und dankte Gott für sein Einsehen. Vorsichtig blickte er auf seine Uhr. Aber weder die Zeiger noch die kleinen Punkte, die für die Ziffern standen, leuchteten. Eine Sekunde überlegte Kai Jürgens, ob er die Leuchtkraft mit seiner Taschenlampe auffrischen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Viel zu gefährlich. Seit Stunden saß er im Grenzgebiet, um herauszufinden, wann die Posten ihre Runde machten. Sie mussten jeden Moment an ihm vorbeikommen. Alle dreißig Minuten schlurften zwei Grenzsoldaten über den festgetretenen Weg und prüften den Sandstreifen auf Fußspuren. Sonderlich ernst nahmen sie ihre Aufgabe nicht. Dennoch, jede Veränderung wäre ihnen vermutlich aufgefallen. Plötzlich hörte Jürgens leise Stimmen. Die Grenzstreife war näher als erwartet. Noch verstand Kai Jürgens nicht, worüber sich die Soldaten unterhielten. Er lauschte angespannt. Ein Geräusch ließ ihm schlagartig die Haare zu Berge stehen. Es war ein Hecheln, das Hecheln eines Hundes. Offensichtlich hatte es einen Wachwechsel gegeben, und die neuen Posten versahen ihren Dienst mit einem Grenzhund. Ängstlich drückte er sich noch tiefer ins Gebüsch.

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