Читать книгу Der Ring der Niedersachsen. Dunkle Geschichten aus zwei Jahrtausenden онлайн
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Nicht umsonst hatte er hier in den Gewölben des Tempels zwanzig Jahre lang die Kunst der Magie studiert. Mit jedem winzigen Schnitt, mit dem er das Relief aus dem Stein holte, dem Karneol eine neue Form gab, mit jedem gemurmelten, dem Amun-Re heiligen Wort wurde das Verhängnis sicherer. Mit jedem Polieren das Schicksal der Griechin besiegelt. Nur gut, dass er als Priester des Amun-Re, als Magier dieses Gottes auch die Kunst des Steinschneidens und Goldschmiedens gelernt hatte, denn einem Schmuckstück konnte kaum ein Mensch widerstehen, einem so gelungenem wie diesem Ring mit dem feingearbeiteten Cameo schon gar nicht. Oh ja, er, Sephuris, wusste das, er kannte die Menschen.
Die Pharaonin würde glauben, dass dieser Ring mit dem Bildnis der Isis ihr Glück brächte, Isis – eine durchaus ehrenwerte Göttin –, deren Antlitz unter seinen Händen entstand, der Horusknabe an ihrer Brust, der Bruder Osiris an ihrer Seite, der Gott der Toten. Durch ihn, durch Osiris würde Amun-Re wirken. Mit jedem Polieren, mit jedem Wort wurde das Schmuckstück schöner, verführerischer, effektiver.