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»Meinen Sie wirklich, wir haben eine Chance, meinen Mann ohne die Hilfe der Polizei zu finden?«, fragte sie.

»Die Polizei wird auch nichts anderes tun als wir, höchstens, dass sie mit ihrem elefantösen Feingefühl noch die letzten möglichen Spuren zertrampeln würde. Nein, nein, wir müssen erst einmal genügend Hinweise bekommen, dass wir der Polizei eine Richtung vorgeben können. Erst dann macht es Sinn, sie um Hilfe zu bitten.«

Als die beiden Damen das Eingangsportal des Nana Plaza betraten, fühlte sich Dagmar an eine Kirmes erinnert. Aus unzähligen Buden drang unterschiedliche Musik an ihre Ohren. Alles war bunt, schrill und laut. Nur waren die Marktschreier hier ordinär-aufreizende Teenager und junge Frauen in kaum vorhandener, geschmackloser Kleidung. An diesen Buden drängten sich auch keine Kinder und Jugendlichen, die die farbenfrohen Verlockungen der Auslagen anschmachteten, sondern erwachsene Männer in meist fortgeschrittenem Alter. Es war schwer auszumachen, auf welcher Seite der Bartresen es ordinärer zuging. Und hierher sollte Heinz zusammen mit einem fremden Mann auf Vergnügungstour gegangen sein? Unmöglich! Eigentlich wollte sie Frau Radok sofort von ihrem Vorhaben abbringen, aber diese hatte sich bereits auf einen Hocker geschwungen und mit heiterer Miene ein Gespräch in thailändischer Sprache mit einer Bardame begonnen. Sie bedeutete Dagmar, sich ebenfalls auf einen der Schemel zu setzen. Ein höchstens zwanzigjähriges Mädchen trat an Dagmar heran und hielt ihr schüchtern lächelnd eine Getränkekarte entgegen. Nachdem Dagmar einen Blick auf die laminierte und an den Ecken schon stark ausgefranste Karte geworfen und sich unschlüssig die Getränke der anderen Besucher dieses Etablissements betrachtet hatte, bestellte sie ein Singha-Bier. Das Barmädchen deutete eine Verbeugung an und stellte ihr wenig später eine Flasche, die bis zum Hals in einem bunt beklebten Styroporkühler steckte, auf den Tisch. In einen Plastikbecher stopfte sie die dazugehörige Rechnung über hundert Baht. Dagmar nahm einen Schluck und stellte fest, dass das Getränk für diese Tageszeit exakt richtig temperiert war. Gierig nahm sie einen weiteren, und erst jetzt bemerkte sie, wie durstig sie inzwischen durch das ungewohnt heiße Klima geworden war.

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