Читать книгу Bangkok Oneway онлайн
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»It´s your turn«, ermunterte sie Dagmar.
Dagmar bemühte sich redlich, eine gute Figur bei diesem Spiel zu machen. Es war Jahre her, dass sie zuletzt mit ihrer Tochter und deren damaligen Freundinnen dieses Geschicklichkeitsspiel gespielt hatte. Als der wackelige Turm schließlich laut krachend unter den Fingern des Barmädchens zusammenfiel, brach ein lauter Jubel und schallendes Gelächter bei den anwesenden Mädchen aus.
»One more, one more!«, drängelte Phu, das Barmädchen, und baute geschwind einen neuen Turm auf. Nun schlossen sich zwei weitere Mädchen an, Nok und Nu, und Dagmar bekam eine frische Flasche Bier auf den Tresen gestellt.
Ute Radok betrat den dunklen Raum der Gogo-Bar. Sechs nur mit knappen weißen Bikinis bekleidete junge Mädchen hielten sich an chromglänzenden Stangen auf einem Catwalk fest und bewegten sich kaum sichtbar zum Takt der Musik. Keine von ihnen lächelte, keine nahm wirklich Notiz von ihr. An Bistrotischen auf Barhockern saßen einige Männer und befummelten ordinär kreischende Frauen. Ute bahnte sich einen Weg zu dem Bartresen in der hinteren rechten Ecke. Sie sprach die nicht mehr ganz taufrische Bardame an, die dort mit dem Wegräumen von Gläsern beschäftigt war, und fragte sie auf Thai nach Nid. Die Frau, die bei näherem Hinsehen puppenhaft gepudert und geschminkt war, sah Ute misstrauisch an. Sie war nicht besonders redselig und antwortete ausweichend, dass Nid heute nicht da wäre. Ute setzte sich auf einen Hocker und bestellte einen thailändischen Rum mit Cola. Dann bemühte sie sich, mit der Barfrau ins Gespräch zu kommen, was bei der herrschenden Lautstärke gar nicht so einfach war. Zunächst erwähnte sie beiläufig, dass in der gestrigen Nacht zwei Männer hier gewesen sein müssen, die anschließend in Begleitung zweier Mädchen, unter ihnen Nid, das Etablissement verlassen hatten. Auch sprach sie darüber, dass einer der Männer, der der Ehemann ihrer Freundin sei, seither vermisst wurde und dass sich die beiden Frauen sehr große Sorgen seinetwegen machen würden. Ohne eine Antwort abzuwarten, wechselte Ute dann aber das Thema und fragte die Bardame nach ihrer Herkunft. Als diese ein Dorf in der Nähe von Tat Phanom als ihre Heimat nannte, fing Ute an, vom Isaan, dem Nordosten Thailands, zu schwärmen. Sie erzählte von einem Wan Loi Krathong, dem Lichterfest, das sie in der Kleinstadt Tat Phanom erlebt hatte. Während Frau Radok lächelnd von dem lichterschimmernden Zierteich schwärmte, in den die festlich gekleideten Menschen ihre Krathongs, die tellergroßen, selbst gebastelten und fantasievoll dekorierten Schiffchen, die mit brennenden Kerzen bestückt waren, ins Wasser gleiten ließen, und während sie die prunkvollen traditionellen Kostüme schilderte, in welchen die Schönsten der umliegenden Dörfer um den Titel der Miss Loi Krathong antraten, sie die fröhlichen Tänze bei Morlam und klassischer Trommelmusik beschrieb, bekam die Bardame glasige Augen. Gedankenverloren polierte sie unnötigerweise ein völlig sauberes Glas und sah Ute Radok unsicher an.