Читать книгу Das Duell des Herrn Silberstein. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin des 19. Jahrhunderts онлайн
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Für die sie argwöhnisch beobachtenden Strausberger waren sie eine verschworene Gemeinschaft, »die Juden« eben, einer gleich dem anderen. Aber das täuschte, denn zwischen ihnen gab es erhebliche Unterschiede. Zählte Tharah Seligsohn zur jüdischen Neo-Orthodoxie und suchte so gesetzestreu zu leben, wie es in der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, vorgegeben war, so war Jason Silberstein das genaue Gegenteil. Er fühlte sich als freischwebender Intellektueller, ja fast als Atheist, der alles Jüdische nur mitmachte, weil er es so putzig fand. Friedrich, Sarah und Aaron Silberstein, aber auch Katharina Rosentreter wurden den Liberalen zugerechnet. Friedrichs liberales Judentum ging mit einer politisch konservativen und königstreuen Ausrichtung einher, während seine Frau Sarah und sein Sohn Aaron sozialdemokratischen und republikanischen Gedanken ganz und gar nicht abgeneigt waren. Meir Rosentreter schließlich konnte alles sein – es kam immer ganz auf die Haltung seiner jeweiligen Geschäftspartner an. Da die Juden im kleinen Strausberg über kein eigenes Gotteshaus verfügten, musste der Pessach-Abendgottesdienst in der improvisierten Haussynagoge stattfinden. Gleich danach begann der Seder.