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Bei der Frage, ob sie reiten könne, war Anna schon fast belustigt, obwohl sie aus ihren Albträumen gerissen wurde. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie den Kerl an, der sie geweckt hatte und nickte. Geritten war sie schon als Kind, mit Hannes und Maria. Sie hatte außergewöhnliche Fähigkeiten im Umgang mit Pferden entwickelt und im Laufe der Zeit das Reiten wie eine ganz natürliche Art der Fortbewegung angenommen. Am liebsten ritt sie im Herrensattel mit Reithosen, was absolut unschicklich für eine Dame war; aber auch Maria bevorzugte diese Art zu reiten und die Herrschaften Kokies duldeten es stillschweigend.

Anna nickte auf die Frage, worauf der Mann fortfuhr: „Steh auf, wir werden jetzt von hier fortreiten!“ Sie wusste nicht, ob sie dies als gutes oder schlechtes Zeichen werten sollte. Würde sie jetzt auf ihre Freilassung hoffen können oder wollten die Entführer sie nur an eine andere Stelle bringen, um die Gefahr der Entdeckung zu verringern? Als Anna aufgestanden war, verband man ihr wieder die Augen und führte sie aus dem Haus. Die Männer schienen es eilig zu haben; es blieb nicht einmal Zeit, etwas zu essen oder einen Schluck zu trinken. Draußen vernahm Anna den wohlvertrauten Geruch von Pferden und das Schnauben der Tiere. Man führte sie zu einem Pferd und einer der Männer half ihr beim Aufsitzen, was sich als schwieriges Unterfangen herausstellte, denn Anna musste sich mit ihrem langen Reifrock in einen Herrensattel zwängen, zudem noch mit verbundenen Augen. Als sie schließlich in einer einigermaßen bequemen Position war, wagte sie kaum an den Anblick zu denken, den sie jetzt abgab. Ihr stellte sich außerdem die Frage, wie sie mit verbundenen Augen reiten sollte. Nach den Geräuschen zu schließen, saßen jetzt die anderen auch auf und der Trupp setzte sich in Bewegung. Anna hielt keine Zügel in den Händen, ihr Pferd wurde von jemandem geführt, sie hielt sich am Sattelknauf fest. Die Pferde bewegten sich im Gang fort, also nur sehr langsam. Es wurde kein Wort gesprochen. Nach einer Weile, Anna schätzte sie auf etwa eine Stunde, machten sie plötzlich Halt. „Wie gut kannst du reiten?“, fragte sie einer der Burschen, worauf sie knapp antwortete: „Ziemlich gut.“ Jetzt wurde ihr die Augenbinde abgenommen und Anna sah, dass noch tiefe Nacht herrschte, der Mond aber den Weg, auf dem sie sich befanden, einigermaßen hell erleuchtete. Ringsherum war nur Wald, scheinbar endlos, aber besonders tief konnte man nicht ins dunkle Gehölz blicken. Anna erkannte, dass sie diesmal von nur zwei Reitern begleitet wurde, einer von ihnen hielt die Zügel ihres Pferdes. Ihr Rock war bis zu den Hüften hochgerutscht und ballte sich auf beiden Seiten des Reittieres wie zwei mächtige Ballons, was einen geradezu grotesken Anblick bot. Unter anderen Umständen hätte sie sich geschämt, aber jetzt stand die Angst im Vordergrund ihrer Gefühle. Der Reiter, der bis jetzt ihr Pferd geführt hatte, drückte ihr nun die Zügel in die Hand und sie setzten sich wieder in Bewegung. Ein Mann ritt vor ihr, der andere hinter ihr. Einen Moment lang schoss ihr der Gedanke an Flucht durch den Kopf, aber sie verwarf ihn sogleich wieder. Zunächst setzten sie ihre Reise im Trab fort, dann fielen sie in Galopp, erst langsamer, dann immer schneller werdend. Sie wechselten mehrmals auf andere Waldwege und Anna verlor vollends die Orientierung, aber sie konnte den schnellen Galopp gut mithalten. Es fing langsam an zu dämmern, als sie das Tempo verringerten, zunächst in Trab und dann in Gang. Jetzt merkte Anna, wie sehr sie der schnelle Ritt angestrengt hatte, sie fühlte sich erschöpft. Plötzlich hielten sie an, einer der Männer sprang vom Pferd und eilte auf einen Höhleneingang zu. Auch der andere stieg ab und forderte Anna auf, dergleichen zu tun. Er führte Anna ebenfalls in Richtung Höhle und sagte: „Setz dich auf diesen Baumstumpf und warte!“

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