Читать книгу Highcliffe Moon - Seelenflüsterer онлайн
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Während er seiner Freundin zusah, die nun sorgfältig die Tusche auf ihren Wimpern verteilte, musterte ich ihn unauffällig. Er war schon ein cooler Typ, dieser Tobey Marshall, ein Junge, auf den die Mädels flogen, einundzwanzig, gut aussehend, smart und intelligent. Dass er an der Harvard University studierte, flößte vielen zu Hause außerdem Respekt ein. Ich mochte seine unkomplizierte Art und mein Verdacht, dass seine gelegentlichen Abwehräußerungen von Charlie provoziert wurden, bestärkte sich heute wieder.
»Kannst du nicht woanders hingucken?«, zischte sie ihn an.
Er lachte und sie zog finster ihre Brauen zusammen und schnitt eine Grimasse.
»Ich geh dann mal ins Bad«, sagte ich, klaubte meine graue Röhrenjeans und mein weißes Lieblingsshirt mit der aufgesetzten Knopfleiste vom Bett und trippelte aus der Schusslinie.
Das Frühstück nahmen wir noch gemeinsam ein. Ich staunte über die Mengen, die Tobey verschlang. Mit vollem Mund murmelte er etwas von „Mal ne Abwechslung vom Mensafraß“. Zwischen den nacheinander verdrückten Portionen Müsli mit Obst, Rühreier mit Speck und Brötchen mit allem, was da war, erzählte er ein bisschen von Boston, den Leuten, mit denen er dort meistens abhing, und wie es im Studium voranging. Ich bekam nicht alles genau mit, da ich von Charlies Gesichtsausdruck abgelenkt war, den ich zu lesen versuchte. Sie kaute nervös auf der Unterlippe herum, lachte ein paarmal, was mir allerdings etwas künstlich erschien, und die Gesichtszüge entglitten ihr einmal gänzlich, als Tobey von bereits jetzt winkenden verlockenden Jobangeboten aus Boston und New York berichtete. Ihre Mundwinkel zuckten und die Muskeln unter ihren Wangenknochen tanzten, während ihre Zähne mahlten. Das war die höchst angespannte Charlie. Ich kannte dieses Mienenspiel sehr gut. Tobey berichtete kauend weiter und schien es nicht wahrzunehmen; oder er ging darüber hinweg. Dass Jungs dazu neigen, Stimmungen, die zu unangenehmen, für sie lästigen Diskussionen führen könnten, einfach zu ignorieren, hatte ich inzwischen schon mitbekommen.