Читать книгу Drei Zimmer, Küche, Sarg. Kriminalroman онлайн
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Er schaute nach oben, wo man die Umrisse des Leuchtreklame-Kastens noch sehen konnte. Beim genaueren Hinschauen entdeckte er zwischen all dem Dreck und den Spinnweben, dass sich die Kontur der Leuchtschrift wohl ein bisschen auf das Mauerwerk übertragen hatte.
Ich denke mir, wenn so eine Neon-Reklame Jahr für Jahr, Sommers wie Winters vor sich hin leuchtet, immer fast eine ganze Nacht lang, dann versuchen die Buchstaben an der Wand entlang zu flüchten, was meinst du?
Wie der Auer so vor sich hin schaute und mehr aus Reflex noch mal gegen die Tür hämmerte und mit dem Fuß einen wütenden Tritt hinterherschickte, kann ich dir schnell was erzählen:
In den 80ern hat es viele von diesen Kellerlokalen gegeben. In Wien zum Beispiel, das legendäre U4. Das gibt es heute noch. Aber damals, vor dem Brand, da war das U4 ein räudiger Bunker, eine grottige Mischung aus Arena Beisl und dem Werk. Oder das P1, das war vor dem Umbau ein versiffter Beat-Bunker. Voller Rocker, Skins und ein paar von den Schmalzlocken, so haben wir die Italo-Popper damals genannt. Ich weiß noch, dass es an den Wochenenden so gegen Mitternacht regelmäßig zu den damals traditionellen Fetzereien gekommen ist: Rocker gegen Skins, die Mods gegen alle und die paar Italo-Popper, die nicht schnell genug abgehauen sind, die wurden gleich in einem Aufwasch in die Klopperei integriert. Eine einzige blutige Verbrüderung. Ganz großes Kino. Was natürlich andererseits auch sagt, dass wir früher keine Rassisten waren und auch keine Vorurteile hatten. Wer uns Samstagnacht vor die Fäuste kam, der wurde so behandelt wie ein jeder anderer auch. Da hat man nicht groß auf die Hautfarbe geschaut oder ob einer, seiner Kleidung nach zu urteilen, was Besseres war. Gleiche Faust für alle.