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In die Stille hinein tönte Martin Leemans verächtliches Lachen. »So einen schwülstigen Brief hätte mein Vater niemals geschrieben! Sie glauben doch nicht im Ernst, dass dieses Dokument echt ist!«

»Und warum sollte es nicht echt sein?« Jakob Wildenbruch sah ihn mit gespieltem Erstaunen an. »In extremen Lebenslagen verwendet man selbstverständlich einen angemessen ernsthaften Schreibstil, das sollte Ihnen als Schriftsteller einleuchten. Aber ich verstehe natürlich, warum Sie versuchen, die Echtheit des Dokumentes abzustreiten. Die Sache ist Ihnen mehr als nur unangenehm. Denn – wenn Solomon Leeman vor fünf Tagen noch am Leben war, warum hat er sich dann nicht mit seinem Sohn in Verbindung gesetzt?«

»Eben. Schon allein deshalb kann er diesen Brief nicht geschrieben haben. Dieses Dokument ist eine ganz plumpe Fälschung.«

»Ich war natürlich zu Anfang misstrauisch. Als Person des öffentlichen Lebens bekomme ich laufend ungewöhnliche Zuschriften und Anfragen, ich muss vorsichtig sein, bevor ich mich in irgendeiner Form exponiere. Also habe ich recherchiert, meine Sekretärin hat mir dabei sehr geholfen. Zuerst die Presseberichte von vor zehn Jahren, als Solomon Leeman plötzlich verschwand. Er war immer sehr verschwiegen über sein Privatleben gewesen, man kannte nur sein Alter und seinen Wohnort, den Kreis 4 in Zürich. Über seinen Familienstand und seinen Werdegang war nichts bekannt. An der Universität Zürich hatte er einen Lehrauftrag für Poetik, doch auch seinen Studenten gegenüber war er immer sehr zurückhaltend. Er hatte einen Lieblingsstudenten, Martin Leeman. Aber niemals hat er angegeben, dass dieser Martin sein Sohn sei.«

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