Читать книгу Wohltöter онлайн
37 страница из 107
»Sind alle sehr beschäftigt, wie Sie.«
»Da haben Sie wohl recht.«
Sie verließ den Aufzug mit ihrer neuen Bekanntschaft, verabschiedete sich und stieg die Treppe hinauf zu ihrer Wohnung. Jeder Schritt schmerzte. Sie hätte im Stehen einschlafen können. Ihre Hand tastete nach dem Schlüssel. Eine der Plastikflaschen begann zu rutschen. Sie fiel zu Boden und rollte polternd die Treppe hinunter. Mit einem leisen Fluch ging sie in die Knie, schaffte es gerade noch, ihre Einkäufe abzusetzen, bevor sich weitere Flaschen selbständig machten.
»Alles in Ordnung?«, fragte Kate besorgt mit der Flasche in der Hand.
»Ja, Entschuldigung – danke. Ich glaube, ich bin nicht mehr ganz zurechnungsfähig.« Sie erhob sich ächzend und schloss auf.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Nein, vielen Dank, ich bin schon O. K., nur zum Umfallen müde.«
Es war ihr äußerst peinlich, dass Kate die Unordnung in ihrer Wohnung sah. Im Korridor stapelten sich immer noch die Umzugskartons. Die drei Zimmer waren bestenfalls notdürftig eingerichtet. Was eigentlich ein schönes Apartment hätte sein können, glich einer Besenkammer. Das fiel ihr erst jetzt auf, nachdem fremde Augen das Chaos gesehen hatten. Für die paar Stunden, die sie sich, meist schlafend, hier aufhielt, genügten ein Bett, ein Schrank, ein kleiner Küchentisch und ein Stuhl. Zwei Stühle, falls doch einmal jemand zu Besuch käme. Die paar Bücher, die sie nicht elektronisch besaß, lagerten noch in einer Kiste, zusammen mit der Musikanlage und dem originalverpackten ›IKEA‹-Regal. Nur das Wichtigste hatte sie ausgepackt. Die Zahnbürste, ein paar Klamotten, ihre Schuhe und das Saxophon, ihren treusten Begleiter, dem sie täglich eine Stunde widmete, um abzuschalten oder sich aufzurichten. Charlie ›Bird‹ Parkers ›My Melancholy Baby‹ war eine kostenlose Droge, wirksamer als jedes Valium oder Aspirin. Am Ende des ersten Arbeitstages wollte sie allerdings nur noch eines: Die Augen schließen in der Hoffnung, nicht von Wasserleichen und Pathologinnen zu träumen.