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Als die letzten Noten verklungen waren, nahm Nora mit geöffneten Augen den Applaus ihres Publikums entgegen. Sie lächelte, bedankte sich bei den Musikern und der Pianistin Julia Berend per Handschlag und plauderte noch eine Weile mit Mike Hummel, bis es fast Mitternacht wurde. Am Ende des Abends sang sie noch für die letzten drei hartgesottenen Clubgäste und Mike Hummel „Will you still love me“ von Carol King, verabschiedete sich von ihm und fuhr, erfüllt von dem Abend, mit dem Song „Thank you for the music“ im Ohr nach Hause. Am scheensten is‘, wenns schee is‘, dachte sie und schlief beseelt ein.

Mike Hummel trat als Letzter aus der Clubtür, zog sein Handy aus der Hosentasche und tippte seine WhatsApp-­Nachricht an seinen Kontaktmann Röpke.

Der Adler ist gelandet!

***

Als sich am frühen Sonntagmorgen im Volkspark langsam der Nebel hob und die aufgehende Sonne den gefrorenen Boden erwärmte, reckte sich auf einem Hügel eine mehrere Hundert Jahre alte Eiche mit ihren knorrigen Zweigen dem stahlblauen Himmel entgegen. Durchbrochen wurde die Stille durch das Plaudern und Lachen einer kleinen Rentnergruppe. Deren Kursleiter Rene Schmitz, ein rüstiger älterer Herr mit einem langen weißen Zopf und einer braunen Wollmütze, die mit dem Logo des FC St. Pauli verziert war, legte seinen Rucksack beiseite und ließ die Holzstöcke für die Teilnehmer scheppernd zu Boden fallen. Hastig verließ er die bewegungshungrige Rentnergruppe, die sich noch auf den Kursanfang vorbereitete und die schweren Winterjacken gegen leichtere, wärmende Sportjacken austauschte. Der Kursleiter bestieg den Hügel zur alten Eiche, passierte den in die Jahre gekommenen Baum und trat an eine dichte Strauchreihe, um sich, vor neugierigen Blicken geschützt, zu erleichtern. Selig blickte er in die Ferne, während er seine Notdurft verrichtete. Am Ende stellte er sich kurz auf die Zehenspitzen, schüttelte seinen Arm und verpackte mit einem leichten Hüftschwung sein Geschlechtsteil in seiner Sport­hose. Während er seine Kleidung ordnete, drehte er sich um, lief einige Schritte in Richtung der knorrigen Eiche, an der er die auf dem Boden abgelegte Leiche von Denis Berend erblickte. Am Stamm des Baumes war dessen Kopf so drapiert, dass Schmitz ihm direkt auf den aufgeschnittenen Hals schauen konnte. Der Tote war nackt und blass. Nur seine Hüften waren durch einen rosafarbenen Rock bedeckt. Schmitz riss die Augen weit auf und starrte auf seine Entdeckung. Nach einer Weile, ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, fiel sein Blick auf eine auf dem Schoß platzierte und an den Oberkörper der Leiche angelehnte Leinwand, die rot beschrieben war. Er las die Zeilen mehrmals, als würde er dadurch besser verstehen können, was dort zu lesen war. Schließlich begann er den Text leise vor sich hin zu murmeln:

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