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Über ihnen erhellten 40 Neonröhren den wohl 100 Quadratmeter großen Saal, der Eiseskälte ausstrahlte, was wohl dem kalten Licht und der Temperatur geschuldet war, die von den Kühlaggregaten auf konstante fünf Grad Celsius gehalten wurde. Doktor Mertens schätzte diese Kühle besonders im Hochsommer. Der Raum war, wenn er von Bernie Krause für die wöchentliche Leichenschau vorbereitet worden war, nichts für zarte Gemüter. Hinter einer großen Schiebetür aus Stahl, die beige lackiert war, standen rechts und links je zehn geöffnete Särge, die auf Rollwagen standen. Es war eine Leichenhalle, wie man sie aus Kinofilmen kannte.

Helfer Bernie hatte die Toten, die in den vergangenen 48 Stunden von Bestattern aus dem Umland angeliefert worden waren, schon am frühen Morgen aus kleineren Kühlräumen geholt, sie entkleidet und den ganzen

Papierkram für die bevorstehende Leichenschau vorbereitet.

Heide-Marie Roth – oder besser: was von ihr übrig war – wirkte aufgedunsen. Ihre Lippen waren extrem stark aufgequollen. Sie sahen aus, als würden sie jeden Moment bersten. Die Haut war mit zahlreichen Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt waren, übersät. Im Sarg stand das Fäulniswasser mehrere Millimeter hoch. Am linken Armgelenk entdeckte der Leichenbeschauer eine schmale kreisrunde Vertiefung. Die Schnürfurche weckte das Interesse des Gerichtsmediziners. Mertens schaute genauer hin, tastete die feine Rille mit dem Zeigefinger, der wie der Rest seiner Hand in einem blauen Einmalhandschuh steckte, ab. Dass die Haut dabei knisterte, erstaunte den erfahrenen Gerichtsmediziner freilich nicht. Er wusste: Das Weichgewebe war mit Fäulnisgasen durchsetzt. Bei Druck löste das ein Knistern aus.

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