Читать книгу Der Pontifex. Eine Reflektion онлайн
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Diesen Gedanken möchte Kardinal Carlo di Gasparini demnächst mit seinem Sekretär besprechen. Obwohl er Monsignore Barillo nicht immer mit dem ihm zustehenden Respekt behandelt – im Gegenteil! – schätzt er seinen Intellekt doch sehr hoch ein.
Nachdem sich die Gäste des Heiligen Vaters verabschiedet haben, gesteht Papst Leo seiner Geliebten Monique, er selbst habe eigentlich mit einem gewaltigen Echo seiner Antrittsrede im Petersdom gerechnet. Nebenbei gesagt hatte ihm Schwester Monique von dieser Predigt eindringlich, aber leider vergeblich, abgeraten … Sie hatte noch nicht einmal ihre Koffer ausgepackt, als Leo XIV. schon ihren Rat, eigentlich ihre Zustimmung, erbeten hatte.
Als er diese nicht erhielt, die Nonne im Gegenteil entsetzt war über die aggressive Wortwahl, war Seine Heiligkeit eingeschnappt gewesen. Monique hatte sich ihre Ankunft im Vatikan eigentlich anders vorgestellt gehabt … Immerhin haben sie miteinander geschlafen.
Der Heilige Vater scheint das bereits vergessen zu haben, so distanziert, wie er sich ihr gegenüber immer noch gibt. Zum ersten Mal beschleicht sie eine leise Ahnung, es könne sich zwischen ihnen seit seiner Wahl zum Papst etwas Entscheidendes geändert haben. ‚Wollte er womöglich gar nicht, dass ich ihm nach Rom folge?’, überlegt sie mit einer Mischung aus Sorge, Selbstmitleid und Verbitterung. ‚Es wäre fairer gewesen, mir das rechtzeitig zu sagen!’