Читать книгу Der Pontifex. Eine Reflektion онлайн
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Augenblicklich sind sie nämlich weit davon entfernt, ein Liebespaar zu sein, so wie sie es seit fünfundzwanzig Jahren immer gewesen sind: In der zehnten Nacht, die seiner Wahl zum Pontifex folgte, als sie im Vatikan eingetroffen ist, hat er das letzte Mal mit ihr geschlafen; seither hat er sie nicht mehr angerührt. Das ist jetzt beinahe schon einen ganzen Monat her …
Dass der Status „Petrusnachfolger“ plötzlich impotent mache, davon hat sie noch nie gehört. ‚Soweit erstreckt sich nicht einmal die Wirkung des Heiligen Geistes, der angeblich bei jeder Kür des Kardinalskollegiums mitmischt’, denkt sie und muss unwillkürlich lächeln. Weder sie noch der neue Heilige Vater glauben an derlei „Kindereien“, wie Maurice es immer genannt hat.
Monique hat sich zwar im Großen und Ganzen ihre Religiosität bewahrt: Sie liebt Gott und Jesus, verehrt Maria und ein paar Heilige, hält treu zur Institution Kirche und hat Respekt vor dem höchsten Kirchenamt sowie den heiligen Sakramenten. Maurice hat es lediglich geschafft, sie vom naiv-kindlichen Glauben an so vieles, was die Kirche zu tun und zu glauben verlangt, zu befreien.