Читать книгу Der Pontifex. Eine Reflektion онлайн
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‚Wer ist hier der Mediziner?’, scheint sein arroganter Gesichtsausdruck zu fragen. ‚Ich weiß selbst am besten, wann eine Untersuchung Seiner Heiligkeit Sinn macht und wann nicht!’
Aber Schwester Monique lässt sich nicht beirren. Scheinbar nur um die penetrante Person loszuwerden, sagt Anoussinte schließlich zu, den üblichen Gesundheitscheck des Heiligen Vaters zeitlich vorzuziehen; jedoch nicht, ohne hinzuzufügen, ihre Besorgnisse für absurd zu halten. „Selten habe ich einen gesünderen Patienten betreut“, gibt er ihr mit auf den Weg.
Zwei Tage später ist es soweit. Leo XIV. lacht bloß, während der Doktor ihm den Blutdruck misst und seinen Brustkorb abhorcht, um Herzfrequenz und Lungenfunktion zu überprüfen.
„Ich habe mich nie besser gefühlt, mein Lieber“, behauptet er und der Arzt versichert ihn seiner Zufriedenheit. Zusätzlich zu seinem täglichen Fitnessprogramm empfiehlt er ihm ein paar Dehnungsübungen und schickt sich an, den Heiligen Vater zu massieren.
Während der Massage lässt er sich von Papst Leo mit Ergüssen über Politik, Religion und Kirche berieseln. Das ist dem Doktor ganz recht: So kann er seinen Atem sparen und erfährt ganz nebenbei noch einiges über Obembes Familie, was er bisher noch nicht wusste – und außerdem Neues über die augenblickliche Gedanken- und Gefühlswelt seines Patienten.