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Das echte iaidō kann zugleich als Technik als auch als Geisteszustand definiert werden. Und genau das ist die Ausrichtung, die ihm heutzutage gegeben wird. Wer diese Kunst ausübt, strebt durch die exakte und unveränderliche Bewegungsfolge der kata nach totaler Mobilisierung seiner Energie (ki) unter Einbeziehung seines gesamten Wesens. Und dies geschieht mit solcher Hingabe, als ginge es bei jeder einzelnen Bewegung um Leben und Tod. Im Unterschied zum kendō, das sich zu einem Sport entwickelt hat, gibt es im iaidō keinen physischen Gegner. Alles steckt in der Absicht und in der Konzentration und schließlich in der Explosion der Bewegung, die von außen gesehen ins Leere läuft. Tatsächlich wird derjenige, der die Bewegung ausführt, sie auf eine sehr intensive Weise »leben«, und die Tatsache, dass ihm kein realer Gegner gegenübersteht, ändert weder etwas an der Wahrhaftigkeit der Bewegung noch an ihrer Effektivität.

Das iaidō ist Erbe alter Techniken, die unter verschiedenen Namen überliefert wurden: Saya-no-uchi, nuki-ai, nuki-uchi, tachi-ai, ri-ho, za-ai, bakken, iaijutsu, battōjutsu. Es ist die Kunst, das Schwert zu ziehen, um möglichst aus dieser einen Bewegung heraus unverzüglich dem gegnerischen Angriff ein Ende zu setzen – unabhängig davon, ob dieser Angriff tatsächlich schon begonnen hat oder nur als geistige Absicht erkennbar war. Es ist eine Kampfkunst, die ihrem Wesen nach von rein defensivem Charakter ist. Sie ist für den eigentlichen Kampf gar nicht konzipiert, denn sobald Gegner einander mit blanken Klingen gegenüberstehen, begeben sie sich in den Bereich des kenjutsu, der Kunst, das Schwert außerhalb seiner Scheide zu handhaben, dem Vorgänger des kendō. Die Zeit für die Anwendung von Technik und Geist des iai ist präzise bemessen und kurz. Sobald die Klinge aus der Scheide schnellt, um im selben Stahlblitz den Schnitt auszuführen, konzentriert sich die gesamte innere Energie des Samurai, seine ganze Seele, auf die Schneide des Schwertes. Entweder es gelingt ihm, seine Bewegung zur rechten Zeit auszuführen, und er überlebt, oder es gibt einen zeitlichen Verzug zwischen seiner Absicht und ihrer Ausführung, und er stirbt. Im iaijutsu gibt es keine zweite Chance.

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