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Solch eine Philosophie wird jeder verstehen, der sich ernsthaft mit den Kampfkünsten befasst, egal ob sie aus dem Osten oder aus dem Westen stammen. Die Kampfkünste lassen den Menschen durch eine Lehre gehen, in welcher er sich mit seinen Urinstinkten, mit dem Kampf ums Überleben, beschäftigt. Durch den Reifeprozess, der während des jahrelangen Trainings eintritt, wird der Übende früher oder später auf das Paradoxon stoßen, dass er um so mehr üben muss, je weniger er kämpfen will. Aber er kann auch zu der Erkenntnis gelangen, dass es generell unnötig und sinnlos ist zu kämpfen. Im Werk des großen Militärstrategen Chinas, Sunzi4 (孙子), steht der Satz: »Bai zhan bai sheng, fei shan zhi san zhe ye; bu zhan er qu ren zhi bing, shan zhi shan zhe ye.« (百战百胜,非善之善者也,不 战而屈人之兵,善之善者也) –»In allen Schlachten zu siegen ist nicht die größte Leistung; die größte Leistung ist, den Widerstand des Feindes ohne Kampf zu brechen, zu siegen, ohne zu kämpfen.«

Das Land des Gegners wird also, wenn möglich, intakt eingenommen. Ist ein Konflikt unvermeidbar, so ist diese Lösung für alle Beteiligten die beste. Die Taktik der verbrannten Erde ist auch für den Sieger von Nachteil. Und wie schnell die Anwendung brutaler Gewalt zur eigenen Niederlage führen kann, beweist die Geschichte in unablässiger Folge. In China waren Kriegs- und Kampfkunst stets vom Daoismus geprägt. Diese pragmatische und vor allem wissenschaftliche Lehre durchzog alle Bereiche und ist ebenfalls in Sunzis Werk erkennbar. Das erklärt am besten die Ausgewogenheit seiner Strategien und Taktiken.

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