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Daoismus
Die Lehre des Daoismus durchdringt die gesamte chinesische Gesellschaft und übt einen großen Einfluss auf die Kampfkünste aus, direkt und indirekt. Der Daoismus kennt keinen Schöpfer, kein höheres Wesen, zu dem man betet oder dem man Opfergaben entrichten muss. Daoismus ist eine (wissenschaftliche) Lehre, ohne eine Lehre zu sein.
Die daoistische Lehre orientiert sich nicht an den von Menschen geschaffenen und kaum zu verwirklichenden Idealen wie beispielsweise Bescheidenheit, sondern an dem natürlichen Verlauf der Dinge, der nicht beeinflusst werden kann. In der Natur stehen alle Dinge in einem bestimmten Verhältnis zueinander und sind untrennbar miteinander verbunden (yinyang, 陰陽). Diese Verhältnisse beeinflussen sich gegenseitig (wuxing, 五行) und befinden sich gleichzeitig in stetem Wandel.
Während Religionen die Menschen von irgend etwas überzeugen oder zu Rechtschaffenheit und Tugend erziehen wollen, lehnt der Daoismus all dies ab. Worte wie Tugend und Rechtschaffenheit sollen nicht benutzt werden, da sie nur als Heuchelei angesehen werden und zu Konkurrenz und Betrug führen. Der Versuch, andere von etwas zu überzeugen, wird als ein Akt des Aufzwingens verstanden und ist gegen die Natur und das Leben gerichtet.