Читать книгу Der wandernde Krieg - Sergej онлайн
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„Was fällt …“, fing sie an zu keifen.
Ich lächelte sie an. Sie verstummte. Der Dackel winselte und schob seine Schnauze unter ihre Achsel. Ich hielt das nicht für eine gute Idee.
„Verzeihung“, sagte ich freundlich, ich war in Gönnerlaune.
Sie nickte, wandte schnell den Blick ab und trippelte hastig an mir vorbei, die Treppe hinunter. Ich sah ihr nach und wartete darauf, dass sie stolperte und auf das fette Hundevieh fiel, aber sie tat mir den Gefallen nicht. Ich folgte ihr gemächlich und schlenderte an kleinen Geschäften und Aushängen entlang dem Ausgang entgegen. Keiner der Polizisten in der Halle nahm Notiz von mir. Ich verließ den Bahnhof, stieg hoch zur Domplatte und starrte einige Minuten lang den Dom an. Wenn man drei Jahre in immer derselben Umgebung zubringt, stets darauf bedacht, sich weder vom Irrsinn der anderen Patienten noch von dem des Personals anstecken zu lassen, vergisst man einfach ein paar Sachen. Zum Beispiel, wie der Kölner Dom wirklich aussieht.
In einem Waffengeschäft kaufte ich ein kleines, zweischneidiges Messer, sehr schön, sehr scharf, sehr unauffällig und leider auch nicht billig. Im Pub wartete ich auf Mark. Eine junge Kellnerin kam vorbei, und ich bestellte Laphroaig vom letzten Rest des Geldes. Muss ich erwähnen, dass es in der Anstalt keinen Whisky gegeben hatte? Aber nun war ich frei. Ich nahm einen Schluck und genoss jede einzelne Nuance. Ich wollte gerade zum zweiten Schluck ansetzen, als Mark hastig um die Ecke bog. Ich erkannte ihn sofort. Immer noch dieselbe wirre Frisur, die wunderbar mit dem stets leicht irritierten Blick korrespondierte. Und immer noch dieselbe abgetakelte Lederjacke. Ich hatte ihm vor fünf Jahren zum ersten Mal geraten, sie wegzuschmeißen, und da hatte ich schon mindestens ein Jahr mit mir gerungen, wie ich es ihm beibringen könnte. Ich wusste nicht, ob er sich wirklich nicht verändert hatte oder ob er das alte Outfit angelegt hatte, damit ich ihn sofort erkannte. Er war wahrscheinlich der einzige Freund, den ich auf der Welt hatte, aber als ich ihn sah, wusste ich, dass ich auch keinen anderen brauchen würde. Es war dasselbe warme, glückliche Gefühl, ihn zu sehen, wie früher. Trotzdem löste ich das Messer im Halfter unter meiner Jeans, nur für den Fall, dass seine Gefühle nicht mehr die alten waren.