Читать книгу Der wandernde Krieg - Sergej онлайн
63 страница из 72
BINGO!
Als wenn das nicht genug wäre, haben sie mir heute Morgen noch ein Interview aufgebrummt. Montag hat jemand das Gut Neurath gekauft. Nach gottweißwievielen Jahren. Das war WIRKLICH eine Nachricht, die mich interessierte, vor allem, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wer den vermoderten Kasten noch haben will. Also bin ich rausgefahren und habe den Typ interviewt.
Ich habe noch nie einen so seltsamen Menschen getroffen. Ich weiß immer noch nicht, was ich von ihm halten soll. Er heißt Bodo von Reudh. Sagt er. Ich halte den Namen für falsch. Ich halte den ganzen Typen für falsch. Irgendwas stimmt nicht mit ihm, aber ich weiß nicht, was. Er stinkt aus jeder Pore nach Geld und ist von Beruf Sohn. Darauf läuft es hinaus, er murmelte etwas von großer Erbschaft, Traum seines Lebens etc. Will das ganze Gut renovieren und darin wohnen. Er tänzelte mit mir durch diese verkommene Wildnis, die er abwechselnd „Park“ und „Garten“ nannte, wie ein Royal mit der Starreporterin, und er wollte, dass ich denke, dass er sich auch so fühlt. Aber er hat mich die ganze Zeit beobachtet. Und abgeschätzt. Und ich hatte unter all der Freundlichkeit und herablassenden Jovialität das Gefühl, er überlegt, ob ich ein gutes Mittagessen abgebe. Er hat seltsame Augen. Und wenn er lächelt, kriege ich Panikattacken. Ich habe zwischendurch ehrlich überlegt, ob er wohl der irre Killer ist, aber das ist natürlich Quatsch, er sieht ihm nicht im Geringsten ähnlich. Und andererseits ist er dann wieder irrsinnig charmant. Ich habe gemerkt, dass ich ihm glauben will, alles glauben, seinen Namen, seine Erbschaft, dass er mich wirklich mag, all das. Ich wollte einerseits nur noch weg und andererseits die ganze Zeit neben ihm sitzen und ihm zuhören. So was habe ich wirklich noch nie erlebt. Ich war aber letztlich froh, als ich abhauen konnte, er verabschiedete sich mit diesem komischen Grinsen, und ich hätte schreien können.