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Anja nahm den Orkan kaum wahr. Wenn sie, wie heute Abend, in düsterer Stimmung war, hielt sie die Welt und die Menschen, mit denen sie zu tun hatte, für bösartig und ungerecht. In diese Stimmung verfiel sie immer öfter seit ihre Eltern tot waren. Ihr Vater war ein schwermütiger und wortkarger Mann gewesen, der nach dem Beginn des Ruhestands |6|keinen Sinn mehr in einem Leben ohne Arbeit sah, und hatte es sich an einem Teich genommen. Seinen Tod hatte sie noch verkraften können, auch wenn es ihr schwergefallen war, seine Entscheidung zu verstehen. Ihre Mutter hatte nach dem Tod ihres Mannes, von dem sie sich innerlich lange vorher losgesagt hatte, eine neue Liebe gesucht. Als sie glaubte, diese gefunden zu haben, wurde sie von dem Mann bitter enttäuscht, außerdem noch verhöhnt. Da schien ihr das Leben ebenfalls nicht mehr lebenswert zu sein, und sie setzte ihm ein gewaltsames Ende. Von dem Zeitpunkt an war es in Anjas Leben bergab gegangen. Ihr Leben geriet aus der Bahn und sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal glücklich gewesen war. Immer öfter überkamen sie depressive Stimmungen. Immer öfter wurde sie einfach wütend und fing an, die Menschen in ihrer Umgebung zu beschimpfen und ihnen Vorwürfe zu machen. Kein Wunder, dass die Beziehungen zu den Menschen, mit denen sie zusammenlebte, eine nach der anderen in die Brüche gegangen waren. Übrig geblieben waren Trostlosigkeit und Verzweiflung.