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Das letzte war das relativ Leichteste für ihn. Die Belegung der Betten wechselte. Nicht einer hatte ein so langes Krankenlager durchzumachen wie Joe King. Die meisten Patienten, die er erlebte, erholten sich von einem Unfall, unter ihnen wiederum die Mehrzahl von einem Autounfall. Sie waren vermögende Geschäftsleute, gut verdienende Rechtsanwälte oder Ärzte oder Söhne reicher Väter. Sie kamen aus einer Welt, in der Joe King nie gelebt hatte, weder als Reservationsindianer noch als Gangster, noch als Häftling. Sie sprachen meist von Dingen, die Joe King gleichgültig ließen, von Wagen, großen Sportveranstaltungen, Frauen, Reisen, von ihrem Unfall, von ihren Leiden.

Es gab wenige Ausnahmen.

Einmal hatte Joe als Bettnachbarn einen Studenten. Dem jungen Menschen war das Gesicht zerbissen und ein Ohr abgebissen worden. Er gehörte nicht in eine vorwiegend orthopädische Klinik, aber der ihn behandelnde Chirurg hatte ihn neben anderen seiner Patienten zu Dr. Miller gelegt. Es war der zweite Fall dieser Art. Es sickerte durch, dass er das Opfer eines Sexualverbrechers geworden war. Die Polizei kam dem Unhold nicht auf die Spur, da die Geschädigten keine Anzeige erstatteten. Der junge Bursche fand sich mit seinem Erlebnis, wie Joe spürte, innerlich nicht zurecht, konnte nicht davon reden wie die anderen Patienten über ihre Unfälle, war tief bedrückt, als Außenseiter der Gesellschaft zu gelten, witterte in dem Indianer insofern einen Leidensgenossen und suchte nach Gesprächsstoffen, die vom Persönlichen scheinbar entfernt, objektiviert waren. In diesem letzten Punkt traf er sich mit Joe, zu dessen zugespitzter Männlichkeit er sich überhaupt hingezogen fühlte, während Joe von den weiblichen Neigungen seines Mitpatienten bis zu einem unüberwindlichen körperlichen Ekel abgestoßen wurde. Joes Bettnachbar bemühte sich in seinem Studium um die Geheimnisse der Soziologie und behauptete zum Beispiel, dass es keinerlei prinzipielle Unterschiede zwischen den verschiedenen Schichten der Bevölkerung gebe, insbesondere keinen grundsätzlichen Unterschied des Glücksgefühls, da sich dieses nicht auf den Lebensinhalt bezöge, sondern auf die Lebenserwartungen, die aus dem jeweiligen Milieu heraus wüchsen. Der junge Mensch fand mit seinen psychologischen Spekulationen bei den anderen Insassen des Zimmers wenig Echo und richtete das Wort immer wieder an Joe, auch dann, wenn er dessen eigene Gedankengänge ganz offensichtlich störte.

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