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Kaum angekommen, begibt er sich in die Küche, das erste Mal seit seiner Ankunft in Marseille. Freude, in seinen Händen wieder frisches Gemüse zu spüren. Die Erinnerung an Beirut steigt in ihm hoch, und Beirut hat einen Namen: Paul Sawiri, sein Liebhaber, älter als er und sehr viel weiser, der ihn die Liebe zum Kochen gelehrt hat. Kochen, sagte er, tut man nicht für sich selbst, sondern für einen anderen oder mehrere andere, Freunde, Liebhaber. Jedes Gericht ist ein Liebesakt, die Art und Weise der Zubereitung, die Würzung, hängt von der Person ab, mit der man es essen wird. Genau da liegt das Problem: Wer ist Vincent? Mit wem wird er heute Abend essen? Er macht sich an die Arbeit. Erst die Tomaten schälen, ein paar Sekunden in heißes Wasser tauchen, dann die Schale abziehen. Das Gemüse fein würfeln. Messer frisch geschliffen, sorgfältige, präzise Handgriffe, bei denen die Spannung des Tages allmählich von ihm abfällt. Dann das Gemüse einzeln in Öl anbraten, angefangen mit den Auberginen, die man im Anschluss auf Küchenpapier beiseite legt, um das überschüssige Öl aufzusaugen. Nach den Auberginen die Zwiebeln, Zucchini und Paprikaschoten anbraten, diese Arbeit nimmt einen weniger in Anspruch, die Gedanken schweifen ab. Vincent, der Musterschüler in ihrer Clique an der Jurafakultät. Zurückhaltend, fleißig, pummelig. Manche sagten: heimlich in dich verliebt, Théo. Er hat das nie ernst genommen und sich nie für ihn interessiert. Vincent spielte Tennis und Golf. Die ganze Clique nannte ihn »den idealen Schwiegersohn«.