Читать книгу Das Attentat auf die Berliner U-Bahn. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin der Kaiserzeit онлайн
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Ludolf Tschello, ein knappes Jahr älter als Hermann, war ein gefühlsbetonter und mitunter sehr impulsiver Mensch. Sprunghaft nannten ihn seine Lehrer, und oft genug bekam er für seine Vergehen gegen die Schuldisziplin die Haselrute zu spüren, oder er musste in der Ecke stehen und nachsitzen. Andererseits war er in der Auffassungsgabe allen anderen überlegen und wurde bei den allfälligen Visitationen des Herrn Oberschulrates gern als Musterschüler präsentiert. Hoch aufgeschossen war er, fast schon mager, und vom Typ her südländisch, was daher kam, dass seine Vorfahren väterlicherseits aus Österreich kamen. Sein Vater war Geiger in der Kapelle von Benjamin Bilse, seine Mutter war die Tochter eines Gutsverwalters aus der Gegend um den Schwielochsee.
Die beiden Jungen kannten sich von der Wiege an, denn schon ihre Mütter waren gemeinsam zur Schule gegangen.
Endlich war das förmliche Kaffeetrinken zu Ende, und sie hörten die erlösenden Worte, auf die sie schon so lange gewartet hatten: »Ihr könnt jetzt spielen gehen.« Und sofort waren sie im Treppenhaus und fegten auf die Straße hinunter. Das, was man ihnen hinterherrief, nahmen sie schon gar nicht mehr wahr, es war ja auch immer dasselbe: »Und passt auf, dass ihr nicht in den Kanal fallt!«