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Gustav und Hertha Mahlgast, die besorgten Eltern, wohnten seit drei Jahren in der Tempelhofer Vorstadt, genauer gesagt in der Villensiedlung Wilhelmshöhe an der Tivoli-Brauerei, also da, wo die »besseren Leute« zu Hause waren: Beamte, Offiziere, Akademiker, Kaufleute und Handwerksmeister. Von der Belle-Alliance-Straße hatten es die beiden Jungen nicht weit bis zum Schöneberger beziehungsweise Tempelhofer Ufer und den Brücken, auf denen die Potsdamer, die Anhalter und seit kurzem auch die Wannseebahn die Straße überquerten. Natürlich war es strengstens untersagt, auf den Bahndamm zu klettern, um die vorbeihuschenden Züge aus nächster Nähe zu bestaunen, aber was scherte sie das. Und wenn sie auch nicht wussten, wann Julius Caesar ermordet worden war, wie die Hauptstadt Schwedens hieß und wie cucullus non facit monachum zu übersetzen war, so hatten sie doch alles im Kopf, was die Berliner Bahnen betraf.

Was die beiden Jungen derzeit ganz besonders faszinierte, war der Bau des Anhalter Bahnhofs südlich des Askanischen Platzes. Sie freuten sich schon auf die Einweihung, die auf den Sommer 1880 terminiert war. Im letzten Jahr hatte man mit dem Abriss des alten Bahnhofs der Berlin-Anhaltinischen Eisenbahn begonnen, und den Fahrgästen stand derzeit nur ein provisorischer Bahnhof an der Trebbiner Straße zur Verfügung. Manchmal stromerten die beiden Freunde aber auch zum Dresdener Bahnhof, der südlich der Luckenwalder Straße gelegen war, oder zum neuen Potsdamer Bahnhof, der von Kaiser Wilhelm I. am 30. August 1872 feierlich eingeweiht worden war. Damals hatten Hermann und Ludolf auf den Schultern ihrer Väter gesessen und aus der Ferne zugeschaut.

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