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Unser Brotmesser läuft vorne so spitz zu. Ich habe ihn in Gedanken hunderte Male erstochen. Mein Vater hat mein Leben jeden Tag mit seiner Freudlosigkeit und seinem Scheißhumor umgebracht. Für ihn war ich im Grunde genommen so tot wie Mariechen.

Warum haben Sie denn überhaupt mit Ihrem Vater zusammengelebt, Frau Hermann?

Ich konnte meine Mutter doch nicht mit ihm alleine lassen. Er war ein schwieriger Mensch, wissen Sie. Er konnte doch nichts dafür, dass ihn das Leben so gemacht hat. Es gibt Fotos von ihm, als er noch ein ganz junger Mann war. Darauf sehe ich einen strahlenden Mann am Radevormwalder Bahnhof. Damals gab es ihn ja noch. Das Leben hat ihn aus der Bahn geschleudert. Hilfe wollte er auch nicht, wollte nicht zum Seelenklempner oder nach Marienheide in die Klapse. Er wollte alles mit sich alleine abmachen.

Da treffe ich einen Freund von mir Jahrzehnte später in der Stadt, und der sagt: „Ich habe Deine Eltern am Busbahnhof gesehen.“ „Aha.“ „Sie standen händchenhaltend an der Haltestelle.“ „WAS?“ Mehr brachte ich nicht heraus. So kannte ich meine Eltern nicht. Ich kannte nur den Entzug, aber ich begriff nun, dass es auch Liebe gab. Liebe, die entzogen werden konnte.

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