Читать книгу Morde und andere Gemeinheiten. 13 schaurig-schöne Geschichten aus Oberberg онлайн
9 страница из 49
Zu Hause lag das Geld in der Bibel. Lauter Hunderter. „Diebe schauen nicht in Bibeln nach“, kam er sich schlau vor. Nachdem meine Mutter gestorben war, fanden wir noch Hundertmarkscheine in Babyschuhkartons von mir, als ich noch klein war. Da hätten Diebe auch nicht reingeschaut, aber wir fast auch nicht.
Meine Mutter war seine zweite Frau. Und ich war das Kind mit ihr. Manchmal denke ich: „Wäre besser gewesen, wenn Du auch tot wärst wie Deine tote Schwester. Aber ich war nicht tot wie Mariechen, dafür hatte ich eine Seele, aus der es blutete.“
Wie war denn Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater, Frau Hermann?
„Glaub’ bloß nicht, was in Büchern steht. Ist alles erstunken und erlogen. Du glaubst aber auch jeden Mist, den du liest“, sagte mein Vater immer, wenn ich mit einem Buch im Wohnzimmer saß und mir ein bisschen Gesellschaft wohl getan hätte. Aber mein Vater war keine Gesellschaft. Mein Vater war sich Gesellschaft genug und hing seinen Gedanken nach. Hing wahrscheinlich irgendwo fest – irgendwo um den Zweiten Weltkrieg herum, als er noch jung war. Während des Krieges hat er seine erste Frau Margot geheiratet. Sie kam auch aus Radevormwald, von Bergerhof. Mein Vater wurde eingezogen, kam zuerst nach Wuppertal, dann ist er mit einer Sanitätseinheit in den Osten. Der Arzt war ein Schüler von Dr. Sauerbruch. Ein Halbgott war das damals. Mein Vater als Schüler eines Schülers von Dr. Sauerbruch. Wie ich diese Heldengeschichte hasse.