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Warum sind Sie mit dem Brotmesser auf Ihren Vater losgegangen, Frau Hermann?

Seit ich ein Kind bin, denke ich darüber nach, ihn mit unserem Brotmesser in den Rücken zu stechen. Ich habe ihn mal gefragt, wo denn „Heide“ in Radevormwald liegt. Da wohnte damals eine Klassenkameradin von mir, die ich besuchen wollte. Damals wusste ich nicht genau, wo das ist. Er grinste mich nur an und sagt, dass das in der Lüneburger Heide liegt. Viel zu weit weg. Da könnte ich nicht hin. Ich solle gefälligst hier bleiben und meine Hausaufgaben machen. Da wusste ich sofort, dass er mir damit nur sagen wollte, wie dumm ich doch eigentlich bin.

Ich habe mich so lange zusammengerissen, aber das Band zwischen uns ist so dünn geworden, dass es gerissen ist. Ich konnte ihm einfach nicht mehr zuhören. Seine Worte waren nur noch Schmerz.

Ich stehe hinter ihm und steche zu. Eine aberwitzige Sache ist das mit dem Brotmesser. Er schreit mich an „Du blöde Kuh“ und was das solle. Selbst als er stirbt, hat er nur solche Worte für mich. So ist er. Er findet einfach keine lieben Worte. Nie. Kein einziges Mal hat er mich mit Worten lieb gehabt. Da habe ich so lange zugestochen, bis die Klinge abgebrochen ist. Und dann weiß ich noch, wie es laut gegen die Tür rumste und der Herr Fuchs hereinkam. Was ich da getan hätte, hat er mich gefragt und hat geheult. Und da standen wir beide, und ich konnte den Mann doch nicht in den Arm nehmen, der mir das Liebste auf der ganzen Welt ist. Ich war doch so voller Blut. Ich hätte ihn so gerne in den Arm genommen. Da habe ich auch angefangen zu weinen, und dann stand seine Frau plötzlich in der Tür.

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