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Ein neuer Tag, das gleiche Leid. Großvater nahm die Beine des Toten, ein Anderer die Schultern. Sie trugen die Leiche hinter die Baracke und schmissen sie auf den Haufen. Großvater sah das bunte Bonbonpapier. Unwirklich. Zusammengeknüllt. Am falschen Ort. In der Hand des Toten.

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Er hatte wieder einen Albtraum gehabt. Ludwig schlüpfte in seine Pantoffeln, ging ins Bad und setzte sich auf die Toilette. Bei jedem Wasserlassen erwartete er den unerträglichen Schmerz, den der Abgang des letzten verbliebenen Nierensteins verursachen würde. Ludwig hatte schon viermal Rasierklingen gepinkelt. Ein erleichtertes Seufzen drang aus seinem Mund. Der Spiegel zeigte einen Mann, dem das Leben zusetzte. Zwischen den buschigen Augenbrauen, über einer schmalen, großen Nase die entfernt an den Schnabel eines Raubvogels erinnerte, verliefen zwei tiefe Falten und zeugten von Skepsis. Die scheuen, braunen Augen blickten müde und kritisch. Seine Ohren waren groß, die Ohrläppchen fleischig. Sein Teint ließ sich am besten als leberwurstfarben bezeichnen. Ungesund. Einige Muttermale. Vereinzelte Aknenarben. Schmale, nach Feuchtigkeit lechzende Lippen schmiegten sich an kleine Zähne. Das Kinn markant und ausufernd. Die Wangen eingefallen wie bei einem KZ- Häftling. Der Adamsapfel bohrte sich durch die raue, von Rasurbrand gereizte Haut. Die straßenköterbraunen, raspelkurzen Haare, dünn, brüchig und mit zu vielen Wirbeln, ließen keine andere Frisur zu. Der Haaransatz befand sich auf dem Rückzug. Renate hatte ihm in einer ihrer Illustrierten das Foto eines Mannes gezeigt, der ihm ähnelte. Ludwig erkannte die Ähnlichkeit nicht, ebenso wenig wie er den Namen Vincent Gallo kannte. Im Prinzip war Ludwig nicht hässlich, aber auch nicht schön. Er war zu dünn und es wirkte, als würde eine unsichtbare Last auf seinen Schultern ruhen. Renate sagte ihm andauernd, er solle gerade gehen. Körperspannung war ein Fremdwort für Ludwig. Im Schlafzimmer dröhnte das Schnarchen seiner Frau, die keinen Grund hatte aufzustehen. Ludwig stieg in seine Buntfaltenhose, streifte weißes Unterhemd und blaues Oberhemd über und setzte sich auf die Bettkante, um seine schwarzen Socken anzuziehen.

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